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Liebesgedichte

Gefühle mit Leidenschaft für sie und für ihn beschreiben und ausdrücken. In einem Liebesgedicht Gefühle und Gedanken für dich ausdrücken, zum Weinen und für die Sehnsucht.


C. Parisius     (Liebesgedichte)
Verliebt


Wo kamst du her, so unverhofft.
Mein Herz schlägt schwer,
Wie liebt man - so sehr?

Mein Denken kreist nur um dich,
so leer
scheint alles - ich frage mich:

Was bleibt nur?
Ohne dich - bleibt Leid.
Dann sag ich's dir:

Ich liebe dich - jetzt und hier.

Levrai
Lass mich nur kurz davon träumen


Lass mich nur kurz davon träumen
mit dir spazieren zu gehen
auf einer Parkbank sitzen
ernsthaft und liebevoll und
liebevoll und bedrückt und
bedrückt und fragen nach dem Sinn und
sinnen mit dir und
dich wieder finden
finden gemeinsam
uns

C. Parisius     (Liebesgedichte)
Ich decke dich zu


Ich deckte dich zu
mit meinen küssen
hätte ich dich wärmen müssen

Ich fand keine ruh
mit deinen händen

zärtlichkeit verschwenden

und flüstere nur das du
wartete unruhig
deinen augen zu begegnen

Levrai (1978)
Die rote Wand

Wir standen wie an der roten Wand
Verreckten die Köpfe und Worte
Die je der Schall getragen hatte
In Blicken gewebt
Was ich wollte

Konnte mit wenigen Schnitten aus dem
Körper getrennt mit verdrehten Armen
Unter hungrigen Tischen
Die tastenden Beine zu Silben
Und schönen Aussichten getäfelt

Schrieb Sie kurze und lange Rezepte
DIE WAREN FÜR WENIGE UND MEHR
Minuten um den Körper geschlungen
Und heilte mit aufgelegter Hand
Rot fliehende Seelenuntergänge
Lachte dabei die Gebete

Ich stand lange
Neben der Reihe
Von Wartenden
Um geheilt zu werden
Mit jungen Berührungen
Und schmalen Lippen

Levrai (1977)
Hat 'n Appl und 'n Ei gekostet

  Zufällig saß ich neben ihr
im Warteraum
die Zeitschrift aufgeblättert
(Komposition oder Arrangement?)

  Trockenfleisch

  Sie begeisterte durch Offenheit
machte sich verletzlich
Sie saß in einem Zimmer, das noch
genau so aussah, wie 1957

  Ausgeschwärzte Gedanken

  Lernen, sein Geld einzuteilen
In schwingenden Armbewegungen Ping-Pong
schnell eines Besseren belehrt
Nee, hat 'n Appel und 'n Ei gekostet

Frühlingsgedichte - Sommergedichte - Herbstgedichte - Weihnachtsgedichte

Gustav Falke
Ausklang

Immer bleibst du lieblich mir,
Immer hold im Herzen,
Immer brennen heilig hier
Dir geweihte Kerzen.

Breiten um dein Angesicht
Einen frommen Schimmer,
Und so bist du, reinstes Licht,
Eigen mir für immer.

Dauthendey
Die Uhr zeigt heute keine Zeit

Ich bin so glücklich von deinen Küssen,
Dass alle Dinge es spüren müssen.
Mein Herz in wogender Brust mir liegt,
Wie sich ein Kahn im Schilfe wiegt.
Und fällt auch Regen heut ohne Ende,
Es regnet Blumen in meine Hände.
Die Stund', die so durchs Zimmer geht,
Auf keiner Uhr als Ziffer steht;
Die Uhr zeigt heute keine Zeit,
Sie deutet hinaus in die Ewigkeit.

C. Roselli
Du fehlst mir so


Ich kann nicht schlafen,
kann nichts mehr tun,
kann dich nicht vergessen.
So nah und doch so fern,
fehlst du mir so,
ich hätt' dich gern
bei mir

Rückert
Du bist der Duft, der meine Seele speiset


Du bist der Duft, der meine Seele speiset, verlass mich nicht!
Traum, der mit mir durchs Leben reiset, verlass mich nicht!
Du Paradiesesvogel, dessen Schwinge ungesehn
Mit leisem Säuseln mich umkreiset, verlass mich nicht!
Du Amme mir und Ammenmärchen der Kindheit einst!
Du fehlst, und ich bin noch verwaiset. Verlass mich nicht!
Du, statt der Jugend mir geblieben, da sie mir floh:
Wo du mir fliehst, bin ich ergreiset! Verlass mich nicht!
O Du mein Frühling! Sieh, wie draußen der Herbst nun braust;
Komm, dass nicht Winter mich umeiset, verlass mich nicht!
O Hauch des Friedens! Horch wie draußen das Leben tobt!
Wer ist, der still hindurch mich weiset? Verlass mich nicht!
O du mein Rausch! Du meine Liebe! O du mein Lied!
Das hier durch mich sich selber preiset, verlass mich nicht!

J. Kerner
Der schönste Anblick


Schön ist's, wenn zwei Sterne
Nah sich stehn am Firmament,
Schön, wenn zweier Rosen
Röte ineinander brennt.

Doch in Wahrheit! immer
Ist's am schönsten anzusehn:
Wie zwei, so sich lieben,
Selig beieinander stehn.

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C. Morgenstern
Mein Herz ist leer


Mein Herz ist leer,
ich liebe dich
nicht mehr.

Erfülle mich!
Ich rufe bitterlich
nach dir.

Im Traume zeig
dich mir
und neig
dich zu mir her!

Erfülle mich
mit dir
auf ewiglich!

Ich trag's nicht mehr, -
ich liebe dich
zu sehr.

F. Hebbel
Ich und Du


Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich Eines
Im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in Eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

J. Gleim
Ursachen zum Lieben


Ist alles voll von Liebe,
Da, wo die Karpen schwimmen,
Ist alles voll von Liebe,
Im Garten, auf den Fluren,
In Tälern, auf den Bergen,
In Stuben und in Kammern,
Auf Kanzeln und auf Thronen,
Im Himmel und auf Erden,
Ist alles voll von Liebe,
Soll denn mein Herz nicht voll sein?

L. Uhland
Seliger Tod


Gestorben war ich
Vor Liebeswonne:
Begraben lag ich
In ihren Armen;
Erwecket ward ich
Von ihren Küssen;
Den Himmel sah ich
In ihren Augen.

Gestorben war ich
Vor Liebeswonne:
Begraben lag ich
In deinen Armen;
Erweckt wurde ich
Von deinen Küssen;
Den Himmel sah ich
In deinen Augen.

(abgewandelter Text)

M. Dauthendey
Ich habe Dir so viel zu sagen


Ich habe Dir so viel zu sagen,
Ich glaub' nicht, dass mein Leben reicht,
Das Leben, das nach kurzen Tagen
Dem großen Todesschweigen weicht.

Mein Lied soll mir nie sterben gehen,
Sein Leben niemals ihm entflieht.
Wenn Herz und Atem still mir stehen,
Mein Lied noch singend vor Dir kniet.

C. Roselli
Wenn Wind die Sonne liebt


Wenn
Wind die
Sonne liebt
verführe mich
bis der Tau
morgens tropft,
führe nicht
verstreue
Zärtlichkeit auf Wiesen
und pflücke die Blumen der Nacht
für alle
Sonnenaufgänge
die
Lustwolken unserer Nächte
nähren meinen Garten
in der Mitte des Sommers

H. Heine
Du bist wie eine Blume


Du bist wie eine Blume
so hold und schön und rein;
ich schau' dich an, und Wehmut
schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die Hände
aufs Haupt dir legen sollt',
betend, dass Gott dich erhalte
so rein und schön und hold.

Rilke
Bei dir ist es traut

Bei dir ist es traut:
Zage Uhren schlagen
wie aus weiten Tagen.
Komm mir ein Liebes sagen-
aber nur nicht zu laut.

Ein Tor geht irgendwo
draußen im Blütentreiben.
Der Abend horcht an die Scheiben.
Lass und leise bleiben:
Keiner weiß und so.

Levrai
An deiner Seite

An deiner Seite bis
Jede Nacht
Nur deinen Atem kennt
Alle Sandkörner der
Strände gezählt
Jeder Wunsch in deinem Meer
Ertrunken ist und jeder Morgen
Mit dir beginnt die Zeit

T. Storm
Abends


Warum duften die Levkojen soviel schöner bei der Nacht?
Warum brennen deine Lippen soviel röter bei der Nacht?
Warum ist in meinem Herzen so die Sehnsucht auferwacht,
Diese brennend roten Lippen dir zu küssen bei der Nacht?

Johann Wolfgang von Goethe
Ach, wie sehn ich mich nach dir


Ach, wie sehn ich mich nach dir,
Kleiner Engel! Nur imTraum,
Nur im Traum erscheine mir!
Ob ich da gleich viel erleide,
Bang um dich mit Geistern streite
Und erwachend atme kaum.
Ach, wie sehn ich mich nach dir,
Ach, wie teuer bist du mir,
Selbst in einem schweren Traum.

C. Morgenstern
Es ist Nacht


Es ist Nacht,
und mein Herz kommt zu dir,
hält's nicht aus,
hält's nicht aus mehr bei mir.

Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu deinem hinein.

dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.

C. Morgenstern
Du bist mein Land


Du bist mein Land,
ich deine Flut,
die sehnend dich ummeeret;
Du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn' Ende wiederkehret.

An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meergrundferne.

T. Storm
Nachts


Schon Mitternacht! Mein Kopf ist wüst -
Zu Bett! Ich habe lang gewacht;
Doch ob das Aug sich müde schließt,
Wann kennt das Herz wohl Tag und Nacht?
Das Herz, das Herz hat nimmer Ruh,
Das fliegt zu dir durch Zeit und Raum,
Im Traum mein süßes Leben du,
Im Leben du mein süßer Traum!

M. Opitz
An die Cynthia


Du gabst mir zwei Küsse
ich gab dir wieder zwei.
Jetzt zürnst du mit mir,
und schlägst die Augen nieder
Weil ich nun hör,
dass es dir nicht recht sei
geb ich dir deine zwei,
gib du mir meine wieder.

R. Rilke     (Liebe)
Die Liebenden


Sieh, wie sie zu einander erwachsen:
in ihren Adern wird alles Geist.
Ihre Gestalten beben wie Achsen,
um die es heiß und hinreißend kreist
Dürstende, und sie bekommen zu trinken,
Wache, und sieh: sie bekommen zu sehn.
Lass sie ineinander sinken,
um einander zu überstehn.

Goethe
An Charlotte von Stein


Woher sind wir geboren?
Aus Lieb.
Wie wären wir verloren?
Ohn Lieb.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb.
Was lässt nicht lange weinen?
Die Lieb.
Was soll uns stets vereinen?
Die Lieb.

C. Morgenstern
War das die Liebe?


War das die Liebe, die mich gestern streifte,
wie eines seidenen Gewandes Atem
im Dunkel, wie ein windvertragner Duft,
wie Harmonien aus der blauen Nacht,
woher, du weißt es nicht, doch stockt dein Blut
und horcht in die Geheimnisse der Dinge ...
und all dein Wesen flutet zögernd aus,
du fühlst dich wie ein Strom die Welt durchrinnen
und ahnst doch noch ein Mehr - als - diese - Welt,
wie hinter feiner Schleier Wehr noch wartend,
ein Himmelreich voll Blüten, Früchten, Sonnen,
und lächelnd winkt,die dich so sehr gerührt.

Max Dauthendey
Nenn' dich meine Wiesen


Möchte deinen Leib
Keinen Garten nennen,
Wo sich Blum' und Mensch
Nur vom Sehen kennen.
Möchte deinen Leib
Nennen meine Wiesen,
Wo Heilwurzeln würzig
Und Labkräutlein sprießen. Winzig kleine Blüten,
Kaum sichtbar wie Sterne,
Hausen dort urwüchsig,
Wirken stark zur Ferne.
Darf mich dort zum Schlummer
In den Glücksklee legen,
Er vertreibt den Kummer.

Nie in einem Garten
Könnt' ich in den Beeten
Ruhen in den harten.
Nenn' dich meine Wiesen,
Wo mir Kraft und Freude
Herzerquickend sprießen.

C. Morgenstern
Begegnung


Wir saßen an zwei Tischen- wo? - im All ...
Was Schenke, Stadt, Land, Stern - was tut´ s dazu!
Wir saßen irgendwo im Reich des Lebens ...
Wir saßen an zwei Tischen, hier und dort.

Und meine Seele brannte: Fremdes Mädchen,
wenn ich in deine Augen dichten dürfte-
wenn dieser königliche Mund mich lohnte -
und diese königliche Hand mich krönte -

Und deine Seele brannte:Fremder Jüngling,
wer bist du, dass du mich so tief erregtest -
dass ich die Knie dir umfassen möchte-
und sagen nichts als:Liebster, Liebster, Liebster-!

Und unsre Seelen schlugen fast zusammen.
Doch jeder blieb an seinem starren Tisch-
und stand zuletzt mit denen um ihn auf -
und ging hinaus-und sahn uns nimmermehr.

C. Morgenstern
Deine Rosen an der Brust


Deine Rosen an der Brust
sitz ich unter fremden Menschen,
lass sie reden, lass sie lärmen,
jung Geheimnis tief im Herzen.

Wenn ich einstimm in ihr Lachen
ist's das Lachen meiner Liebe;
wenn ich ernst dem Nachbar lausche,
lausch ich selig still nach innen.

Einen ganzen langen Abend
muss ich fern dir, Liebster, weilen,
küssend heimlich, ohne Ende,
Deine Rosen an der Brust.

M. Weiland
Sonnenzeit


Gedanken schweifen
zu dir in Sonnenzeit
dein Körpersee
gleichmäßig Schnee
Geborgenheit und Ewigkeit
kann nichts mehr sehn, begreifen

C. Parisius
Ich möchte irgendwann


Ich möchte irgendwann
mal wieder mit dir tanzen
mich mit dir langsam drehn
die tiefe deiner augen sehn
farbenmeere fließen und
dein lächeln lippen mund
wieder mit dir tanzen
möcht ich irgendwann
auch deine lippen küssen

irgendwann, langes sanftes wort
reißt und zerrt mich immerfort
sticht und schmerzt und
reißt mich fort

Christian Morgenstern
Hier im Wald mit dir zu liegen

Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet,
in das Flüstern, in das Rauschen
leise liebe Worte mischend,
öfter aber noch dem Schweigen
lange Küsse zugesellend,
unerschöpflich-unersättlich,
hingegebne, hingenommne,
ineinander aufgelöste,
zeitvergessne, weltvergessne.
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet ...

Gleim
Der Stern der Liebe


Am Himmel steht ein schöner Stern,
Der heißt der Stern der Liebe,
Man sucht ihn auf, man sieht ihn gern,
Und ist’s am Himmel trübe,
Dann missen wir sein schönes Licht,
Denn durch die Wolken scheint er nicht.

Wenn ich zu meinem Mädchen geh’
Im Kühlen und im Dunkeln,
Und dann den Stern der Liebe seh’
Am dunkeln Himmel funkeln,
Dann fühl’ ich Liebe, dann ruf’ ich:
Komm’ Mädchen, komm’ und küsse mich!

Dann kommt’s, dann fühlt das Mädchen sich,
Als wenn’s mich küssen müsste;
So zärtlich küsst’s, als wenn es mich
Nur mit der Seele küsste;
Dann wird’s vertraulich, nennt mich du,
Und alle Sternlein sehen zu!

C. Morgenstern
Diese Rose von heimlichen Küssen schwer

Diese Rose von heimlichen Küssen schwer:
Sieh, das ist unsre Liebe.
Unsre Hände reichen sie hin und her,
unsre Lippen bedecken sie mehr und mehr
mit Worten und Küssen sehnsuchtsschwer,
unsre Seelen grüßen sich hin und her -
wie über ein Meer-wie über ein Meer-
Diese Rose vom Duft unsrer Seelen schwer:
sieh, das ist unsre Liebe.

J. Eichendorff
Der Blick


Schaust du mich aus deinen Augen
Lächelnd wie aus Himmeln an,
Fühl' ich wohl, dass keine Lippe
Solche Sprache führen kann.

Könnte sie's auch wörtlich sagen,
Was dem Herzen tief entquillt,
Still den Augen aufgetragen,
Wird es süßer nur erfüllt.

Und ich seh' des Himmels Quelle,
Die mir lang verschlossen war,
Wie sie bricht in reinster Helle
Aus dem reinsten Augenpaar.

Und ich öffne still im Herzen
Alles, alles diesem Blick,
Und den Abgrund meiner Schmerzen
Füllt er strömend aus mit Glück.

R. Rilke
Die Gazelle


Verzauberte:wie kann der Einklang zweier
erwählter Worte je den Reim erreichen,
der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen.
Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier,

und alles Deine geht schon im Vergleich
durch Liebeslieder, deren Worte, weich
wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest,
sich auf die Augen legen, die er schließt:

um dich zu sehen: hingetragen, als
wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen
und schösse nur nicht ab, solang der Hals

das Haupt ins Horchen hält:wie wenn beim Baden
im Wald die Badende sich unterbricht:
den Waldsee im gewendeten Gesicht.

Max Dauthendey
Ein Rudel kleiner Wolken


Ein Rudel kleiner Wolken
Schwimmt durch die Abendhelle,
Wie graue Fische im Meere
Durch eine blendende Welle.

Und Mückenscharen spielen
Im späten Winde rege
Sie tanzen zierliche Tänze
Im warmen staubigen Wege.

Und zwischen Wolken und Erde,
Über die Bäume, die schlanken,
Ziehn auf der Straße zum Monde
Die uralten Liebesgedanken.

C. Parisius
So, wie du mich leise berührst


So
Wie du mich leise
Berührst
Heimlich
Der erste Frühlingstag
Verführst
Den Sommer
Liebkost
Im Herbst
Mit allen Sinnen
Befreit, uns erleben

Levrai
Bist du das Wasser


Bist du das Wasser,
bin ich dein Strand.
Bist du die Sonne
bin ich der Wind.
Bin ich müde,
bist du meinTraum.
Bist du die Nähe,
wie gern ich dich sähe
unter blühendem Baum.

Levrai
Bist du das Wasser

Bist du das Wasser,
bin ich dein Strand.
Bist du die Sonne
bin ich der Wind.
Bin ich müde,
bist du mein Traum.
Bist du die Nähe,
wie gern ich dich sähe
unter blühendem Baum.

C. Ahlefeld
An Gräfin Caroline B.


Der Blumen Sprache möchtest Du ergründen,
Um sanft in ihr Dein Innres zu ergießen?
Um in des Kranzes Harmonie zu winden
Des Herzens Blüten, die sich still erschließen,
Die noch umhüllt von zarter Knospen Grün,
Nur leise Dir im Hauch der Ahndung blühn.

Allein es ward mir nicht die Macht gegeben,
Zu deuten Dir den seelenvollen Sinn,
Der in der Blumen still entsprosstem Leben
Uns zeigt der Mystik magischen Gewinn,
Die im geheimnisvoll gewebten Schleier
Die Seele füllt mit namenloser Feier.

Ich kenne nur der Blumen stilles Blühen,
Und ihr Vergehn im Schoße der Natur.
Nur drei sah ich enträtselt einst erglühen,
Im reinen Lichte einer schönern Flur,
Und diese drei will ich Dir liebend brechen,
Bedarfst Du mehr, Dein Innres auszusprechen? -

So nimm denn aus des Sommers reicher Fülle,
Die Lilie, der Unschuld Ebenbild,
Die in der schimmerlosen, weißen Hülle
Den Balsamodem spendet, süß und mild.
In ihr kannst Du mit stillem Selbstvertrauen
Dein eignes Ich in schöner Reinheit schauen.

Die blaue Winde, die die zarten Ranken
Im linden Hauche jedes Lüftchens regt,
Und seufzend säuselt in dem steten Schwanken,
Das ihrer Blüte tiefen Kelch bewegt -
Sie ist der Sehnsucht Bild, die – tief verschwistert
Dem Sterblichen – in jedem Busen flüstert.

Die Liebe, die des Lebens Kronen windet,
Hat sich die Purpurrose vorbehalten.
Wenn ihre Glut der Lilie sich verbindet,
Muss sich des Daseins höchstes Glück gestalten.
In ihres Duftes wonnevollem Gruße
Berührt der Himmel uns mit süßemKusse.

Mischt sich der Sehnsucht leicht erregtes Beben
In Deines Herzens ruhiges Entzücken,
Wenn Dir der Unschuld Genien das Leben
Im Morgenglanz der Jugend lächelnd schmücken,
So dufte in der Zukunft dunklem Schoße
Dir lohnend einst der Liebe Purpurrose.

C. Ahlefeld
Der Liebende an eine verwelkte Blume


Diese Blume – ach sie kam von ihr!
Auch verwelkt noch ist sie heilig mir.
Längst sind ihre Farben hingeschwunden,
Wie die Seligkeit vergangner Stunden -
Aber dennoch bleibt sie heilig mir,
Diese Blume – denn sie kam von ihr.

Tausend blühen schimmernd jetzt im Hain -
Farb' und Duft erfüllt ihr kurzes Sein -
Aber mich reizt ihre Schönheit nicht,
Wenn nicht ihre Hand sie für mich bricht.
Längst verblichne Blume, Du allein
Sollst mir Weihgeschenk des Frühlings Sein.

Tränen trüben schwellend meinen Blick,
Denk' ich an den schönen Tag zurück,
Wo sie Dich im Morgentau mir pflückte,
Und ich zärtlich an mein Herz Dich drückte.
Teure Blume – mein entfloh'nes Glück
Kehrt wie deine Farbe nie zurück.

J. Eichendorff
Wohin ich geh' und schaue


Wohin ich geh' und schaue,
In Feld und Wald und Tal,
Vom Berg hinab in die Aue;
Viel schöne, hohe Fraue,
Grüß ich dich tausendmal.

In meinem Garten find' ich
Viel' Blumen schön und fein,
Viel' Kränze wohl draus wind' ich
Und tausend Gedanken bind' ich
Und Grüße mit darein.

Ihr darf ich keinen reichen,
Sie ist zu hoch und schön,
Die müssen alle verbleichen,
Die Liebe nur ohnegleichen
Bleibt ewig im Herzen stehn.

Ich schein' wohl froher Dinge
Und schaffe auf und ab,
Und, ob das Herz zerspringe,
Ich grabe fort und singe,
Und grab mir bald mein Grab.

C. Morgenstern
Liebeslied


Ich bin eine Harfe
Mit goldenen Saiten,
Auf einsamem Gipfel
Über die Fluren
Erhöht.

Du lass die Finger leise
Und sanft darübergleiten,
Und Melodien werden
Aufraunen und aufrauschen,
Wie nie noch Menschen hörten.
Das wird ein heilig Klingen
Über den Landen sein.

Ich bin eine Harfe
Mit goldenen Saiten,
Auf einsamem Gipfel
Über die Fluren
Erhöht,
Und harre Deiner,
Oh Priesterin!
Dass meine Geheimnisse
Aus mir brechen

Und meine Tiefen
Zu reden beginnen
Und wie ein Mantel
Meine Töne
Um Dich fallen-
Ein Purpurmantel
Der Unsterblichkeit.

C. Brentano
Als ich in tiefen Leiden


Als ich in tiefen Leiden
Verzweifelnd wollt ermatten,
Da sah ich deinen Schatten
Hin über meine Diele gleiten,
Da wusst ich, was ich liebte,
Und was so schrecklich mich betrübte,
O Wunder aller Zierde,
Du feine ernste Myrte.

E. Geibel
Die beiden Engel


O kennst du, Herz, die beiden Schwesterengel,
Herabgestiegen aus dem Himmelreich:
Stillsegnend Freundschaft mit dem Lilienstengel,
Entzündend Liebe mit dem Rosenzweig?

Schwarzlockig ist die Liebe, feurig glühend,
Schön wie der Lenz, der hastig sprossen will;
Die Freundschaft blond, in sanftern Farben blühend,
Und wie die Sommernacht so mild und still;

Die Lieb'; ein brausend Meer, wo im Gewimmel
Vieltausendfältig Wog' an Woge schlägt;
Freundschaft ein tiefer Bergsee, der den Himmel
Klar widerspiegelnd in den Fluten trägt.

Die Liebe bricht herein wie Wetterblitzen,
Die Freundschaft kommt wie dämmernd Mondenlicht;
Die Liebe will erwerben und besitzen,
Die Freundschaft opfert,doch sie fordert nicht.

Doch dreimal selig,dreimal hoch zu preisen
Das Herz,wo beide freundlich eingekehrt,
Und wo die Glut der Rose nicht dem leisen,
Geheimnisvollen Blühn der Lilie wehrt.

v. Abschatz
Nur eine allein


Könnt ich der Sonnen Glanz in allen Augen finden
So wär ich auch vergnügt mit manchem Sternen-Strahl
Sie zeigten mir dein Bild als Spiegel allzumal.
Weil aber Mond und Stern bei heller Sonn erblinden
So will ich auch mein Hertz an die alleine binden.

Soll denn mein Auge nur an einem Auge kleben
Viel tausend Lichter hegt des Himmels runder Kreis
Dass man den Unterscheid dabei zu lernen weiß:
Stets einerlei zu sehn/ kann kein Vergnügen geben.

Kein Monde gleichet sich dem hellen Sonnen-Lichte
Für tausend Sternen hat ihr Glanz und Schein den Preis.
Weil/ außer Cloris/ ich nun keine Sonne weiß
Verehr ich auch allein ihr schönes Angesichte.

T. Storm
Die Stunde schlug


Die Stunde schlug, und deine Hand
Liegt zitternd in der meinen,
An meine Lippen streiften schon
Mit scheuem Druck die deinen.

Es zuckten aus dem vollen Kelch
Elektrisch schon die Funken;
O fasse Mut, und fliehe nicht,
Bevor wir ganz getrunken!

Die Lippen, die mich so berührt,
Sind nicht mehr deine eignen;
Sie können doch, solang du lebst,
Die meinen nicht verleugnen.

Die Lippen, die sich so berührt,
Sind rettungslos gefangen;
Spät oder früh, sie müssen doch
Sich tödlich heimverlangen.

v. Goethe
April


Augen, sagt mir, sagt, was sagt ihr?
Denn ihr fragt was gar zu Schönes?
Gar des lieblichsten Getönes;
Und in gleichem Sinne fragt ihr.

Doch ich glaub' euch zu erfassen:
Hinter dieser Augen Klarheit
Ruht ein Herz in Lieb' und Wahrheit,
Jetzt sich selber überlassen,

Dem es wohl behagen müsste,
Unter so viel stumpfen, blinden,
Endlich einen Blick zu finden,
Der es auch zu schätzen wüsste.

Und indem ich diese Chiffern
Mich versenke zu studieren,
Lasst euch ebenfalls verführen,
Meine Blicke zu entziffern!

A. Böttger
Was dich erfreut, was dich bewegt...


Was dich erfreut, was dich bewegt,
Verschließ es treu in deiner Brust,
Der scheelen Blicke Neid erregt
Des Frohsinns blumenheitre Lust.

Das Herz, von Liebe still umhegt,
Treibt Blüt' und Früchte fort und fort,
Die keines Wetters Blitz zerschlägt,
Die keine Sommerschwüle dorrt.

Mit einer Seele, die dich liebt,
Erhaben über Menschenstreit,
Genieße, was die Erde gibt,
In seliger Verborgenheit.

J. Voß
Wir gingen atmend Arm in Arm


Wir gingen atmend Arm in Arm,
am Frühlingsabend still und warm,
im Schatten grüner Schlehen
uns Veilchen zu erspähen.
Rot schien der Himmel und das Meer;
mit einmal strahlte groß und hehr
der liebe volle Mond daher.
Das Mägdlein stand und ging und stand
und drückte sprachlos mir die Hand.

F. Rückert
Zwischen Lied und Liebe


Zwischen Lied und Liebe war mein Leben;
Aber, schwebend zwischen Lieb' und Liede,
Wusst' ich nie die beiden auszugleichen.
Oftmal sang ich anders als ich liebte,
Anders liebt' ich oft als ich gesungen.
Nun ich dich gefunden, ist der Zwiespalt
Ausgeglichen, und rein ineinander
Aufgegangen sind mir Lied und Liebe.
Dich nur darf ich, wie ich liebe singen;
Dich nur kann ich, wie ich singe, lieben.
Sollt' ich je nach andrem Sang, nach andrer
Liebe greifen, wieder unstet schwanken,
Da in deinem Herzen so vereinigt,
Sind die beiden Pole meines Lebens?

E. Mörike
Lied vom Winde


Sausewind, Brausewind,
dort und hier!
Deine Heimat sage mir!

"Kindlein, wir fahren
seit viel vielen Jahren
durch die weit weite Welt,
und möchten's erfragen,
die Antwort erjagen
bei den Bergen, den Meeren,
bei des Himmels klingenden Heeren:
Die wissen es nie.
Bist du klüger als sie,
magst du es sagen. -
Fort, wohlauf!
Halt uns nicht auf!
Kommen andre nach, unsre Brüder,
da frag wieder!"

Halt an! Gemach,
Eine kleine Frist!
Sagt, wo der Liebe Heimat ist,
Ihr Anfang, ihr Ende?

"Wer's nennen könnte!
Schelmisches Kind,
Lieb ist wie Wind,
Rasch und lebendig,
Ruhet nie,
Ewig ist sie,
Aber nicht immer beständig.
- Fort! Wohlauf! auf!
Halt uns nicht auf!
Fort über Stoppel, und Wälder, und Wiesen!
Wenn ich dein Schätzchen seh,
Will ich es grüssen.
Kindlein, ade!"

R. Rilke
Der Gefangene


1
Meine Hand hat nur noch eine
Gebärde, mit der sie verscheucht;
auf die alten Steine
fällt es aus Felsen feucht.

Ich höre nur dieses Klopfen
und mein Herz hält Schritt
mit dem Gehen der Tropfen
und vergeht damit.

Tropften sie doch schneller,
käme doch wieder ein Tier.
Irgendwo war es heller -.
Aber was wissen wir.

2
Denk dir, das was jetzt Himmel ist und Wind,
Luft deinem Mund und deinem Auge Helle,
das würde Stein bis um die kleine Stelle
an der dein Herz und deine Hände sind.

Und was jetzt in dir morgen heißt und: dann
und: späterhin und nächstes Jahr und weiter –
das würde wund in dir und voller Eiter
und schwäre nur und bräche nicht mehr an.

Und das was war, das wäre irre und
raste in dir herum, den lieben Mund
der niemals lachte, schäumend von Gelächter.

Und das was Gott war, wäre nur dein Wächter
und stopfte boshaft in das letzte Loch
ein schmutziges Auge. Und du lebtest doch.

Schöne Liebesgedichte und kurze Liebesgedichte, kostenlos und ursprünglich, neu und aus vielen Jahrhunderten.

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