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Johann Wilhelm Ludwig Gleim Gedichte

Johann Wilhelm Ludwig Gleim: * 2. April 1719 in Ermsleben; † 18. Februar 1803

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (Liebesgedichte)
Ursachen zum Lieben


Ist alles voll von Liebe,
Da, wo die Karpen schwimmen,
Ist alles voll von Liebe,
Im Garten, auf den Fluren,
In Tälern, auf den Bergen,
In Stuben und in Kammern,
Auf Kanzeln und auf Thronen,
Im Himmel und auf Erden,
Ist alles voll von Liebe,
Soll denn mein Herz nicht voll sein?

Ludwig Eichrodt (Freundschaftsgedichte)
Liebe weg Du zankst dich nur


Liebe, weg! Du zankst dich nur,
Bist nur immer eifersüchtig!
Siehst nur immer nach der Uhr,
Bist, wie ihre Stunden, flüchtig!

Freundschaft, bleib'! Du zankst dich nicht,
Bist nicht immer eifersüchtig!
Siehst ins helle Sonnenlicht,
Bist nicht unstet, bist nicht flüchtig!

Komm' und sitz' auf meinem Schoß,
Herrsch' in meinem kleinen Staate!
Wie werd' ich die Liebe los?
Rate, liebe Freundschaft, rate!

Johann Wilhelm Ludwig Gleim  (Liebesgedichte,Liebe)
Amor ein Vogel


Sieh’, wie dort ein kleiner Vogel
Auf dem Myrthenzweige sitzt,
Lauschend in die Ferne siehet
Und den Mund zum Pfeifen spitzt!

Denkt er Mädchen, deren Busen
Nicht sein schärfster Pfeil durchdrang,
Hier im Garten zu besiegen
Mit harmonischem Gesang?

O, du holder kleiner Vogel,
Meine Magdalis ist hier:
Pfeif’ ein Liedchen, liebster Vogel,
Und ihr Herz erpfeife mir!

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (Liebesgedichte)
Der Stern der Liebe


Am Himmel steht ein schöner Stern,
Der heißt der Stern der Liebe,
Man sucht ihn auf, man sieht ihn gern,
Und ist’s am Himmel trübe,
Dann missen wir sein schönes Licht,
Denn durch die Wolken scheint er nicht.

Wenn ich zu meinem Mädchen geh’
Im Kühlen und im Dunkeln,
Und dann den Stern der Liebe seh’
Am dunkeln Himmel funkeln,
Dann fühl’ ich Liebe, dann ruf’ ich:
Komm’ Mädchen, komm’ und küsse mich!

Dann kommt’s, dann fühlt das Mädchen sich,
Als wenn’s mich küssen müsste;
So zärtlich küsst’s, als wenn es mich
Nur mit der Seele küsste;
Dann wird’s vertraulich, nennt mich du,
Und alle Sternlein sehen zu!

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (Liebesgedichte)
An die Liebe


Liebe! allerliebste Liebe!
Segne mir mit deinem Triebe.
Lass mich deinen Reitz empfinden,
Lass mich deine Glut entzünden,
Lass mich deinen Zucker schmecken,
Lass mich durch ein Lied erwecken,
Wenn ich Zeit und Lust versäume,
Müßig wach’, und müßig träume.
Lass mir hübsch durch dein Genießen
Zeit und Stunden schneller fließen.
Lass mirs an der Müh zu wählen,
Aber nie an Schönen fehlen,
Und damit auch viel Beschwerden
Durch ein Mittel minder werden,
Lass mir künftig nur von allen
Eine schön sein, und gefallen.
Lehr ihr denn, sich gut zu schicken
Gut zu spielen, gut zu blicken,
Lehr ihr meine Neigung kennen,
Klug zu frieren, klug zu brennen,
Lehr ihr witzig abzuschlagen,
Lehr ihr reizend Ja zu sagen.
Aus den Worten, aus den Werken
Lass ihr Wunsch und Willen merken;
Aber lehr ihr, Wunsch und Willen
Nicht zur Unzeit zu erfüllen,
Dass sie sich erst artig schäme
Und sich nicht zu bald bequeme.
Lehr ihr alle frohe Minen,
Die der Lust zum Vorteil dienen,
Lehr ihr alle Fröhlichkeiten,
Lehr ihr auch, was sie bedeuten,
Dass sie stets in Unschuld prange,
Dass sie nie zuviel verlange,
Dass sie mirs vernünftig klage,
Wenn ich ihr zuviel versage.
Lehr ihr, wie man nie veralte,
Wie man Reitz und Wert behalte,
Wenn auch einst auf Brust und Wangen
Aller Rosen Schmuck vergangen.
Lehr ihr, wenn wir uns vereinen,
Treu zu sein, und treu zu scheinen,
Dass sie mich mit nichts betrübe
Und mich immer stärker liebe.
Lehr auch mich, durch deine Lehren,
Solchen Engel zu verehren,
Dass er, wenn ich ihn vergnüge,
Keine Lust zum Wechsel kriege.

Johann Wilhelm Ludwig Gleim   (Liebe)
Amor schlafend


Amor lag in tiefem Schlaf,
Unter einer Schaar von Schäfern;
Phillis traf ihn an und sang,
Ihn noch tiefer einzuschläfern;

Aber plötzlich aufgeweckt
Von dem sanften Schäferliede,
Stutzt er, sieht sich munter um,
Und, des trägen Schlummers müde,

Springet er vom Lager auf,
Das von Veilchen und Levkojen
Ihm die Erde blühen ließ,
Und nimmt rüstig Pfeil und Bogen! –

Doris flieht in dicken Wald,
Da vor ihm sich zu verstecken;
Amor sieht es, machet Lärm,
Alle Schäfer aufzuwecken!

Alle Schäfer springen auf,
Folgen ihm mit Jäger-Eile!
Doris flieht, und auf der Flucht
Trifft er sie mit seinem Pfeile!

Tausend Seufzer sandt’ ich fort,
Wenig ließ mich Phillis hoffen;
Aber der gerührte Gott
Hatte sie für mich getroffen!

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (Freundschaft Gedichte)
Liebe und Freundschaft


Liebe, weg! Du zankst dich nur,
Bist nur immer eifersüchtig!
Siehst nur immer nach der Uhr,
Bist, wie ihre Stunden, flüchtig!

Freundschaft, bleib’! Du zankst dich nicht,
Bist nicht immer eifersüchtig!
Siehst in’s helle Sonnenlicht,
Bist nicht unstät, bist nicht flüchtig!

Komm’ und sitz’ auf meinem Schoß,
Herrsch’ in meinem kleinen Staate! –
Wie werd’ ich die Liebe los?
Rate, liebe Freundschaft, rate!

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