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Liebesgedichte über den Seitensprung

Clara Roselli  (Gedichte über Seitensprung)
Abwege


Auf Wegen der Lust
Erreichte mich der Schrecken
Körper und Seele
sind zwei in dir

Deshalb bin ich nicht
alles was du brauchst
Deshalb trinkst du
aus jedem Becher
wenn er nur
den Rausch der Neuen
für eine Nacht
in deine verletzte
Seele presst

Und
Ich passte mich an,
Obwohl ich wusste,
Dass dies Selbstzerstörung bedeutet.

Kurt Tucholsky     (Balladen)
Mikrokosmos


Dass man nicht alle haben kann –!
Wie gerne möcht ich Ernestinen
als Schemel ihrer Lüste dienen!
Und warum macht mir Magdalene,
wenn ich sie frage, eine Szene?
Von jener Lotte ganz zu schweigen –
ich tät mich ihr als Halbgott zeigen.
Doch bin ich schließlich 1 Stück Mann ...
Dass man nicht alle haben kann –!

Gewiss: das Spiel ist etwas alt.
Ich weiß, dass zwischen Spree und Elbe
das Dramolet ja stets dasselbe,
doch denk ich alle, alle Male:
entfern ich diesmal nur die Schale –
was wird sich deinen Blicken zeigen?
Was ist, wenn diese Lippen schweigen?
Nur diesmal greifts mich mit Gewalt ...
(Gewiss: das Spiel ist etwas alt.)

Dass man nicht alle haben kann –!
Das lässt sich zeitlich auch nicht machen ...
Ich weiß, jetzt wirst du wieder lachen!
Ich komm doch stets nach den Exzessen
zu dir und kann dich nicht vergessen.
So gib mir denn nach langem Wandern
die Summe aller jener andern.
Sei du die Welt für einen Mann ...
weil er nicht alle haben kann.

Joachim Ringelnatz      (Seitensprung und Ehebruch)
Ferngruß von Bett zu Bett


Wie ich bei dir gelegen
Habe im Bett, weißt du es noch?
Weißt du noch, wie verwegen
Die Lust uns stand? Und wie es roch?
Und all die seidenen Kissen
Gehörten deinem Mann.
Doch uns schlug kein Gewissen.
Gott weiß, wie redlich untreu.

Man sein kann.
Weißt du noch, wie wir's trieben,
Was nie geschildert werden darf?
Heiß, frei, besoffen, fromm und scharf.

Weißt du, dass wir uns liebten?
Und noch lieben?
Man liebt nicht oft in solcher Weise.

Wie fühlvoll hat dein spitzer Hund bewacht.
Ja unser Glück war ganz und rasch und leise.
Nun bist du fern.
Gute Nacht.

Joachim Ringelnatz     (Seitensprung und Ehebruch)
Volkslied


Wenn ich zwei Vöglein wär,
Und auch vier Flügel hätt,
Flög die eine Hälfte zu dir.
Und die andere, die ging auch zu Bett,
Aber hier zu Haus bei mir.

Wenn ich einen Flügel hätt
Und gar kein Vöglein wär,
Verkaufte ich ihn dir
Und kaufte mir dafür ein Klavier.

Wenn ich kein Flügel wär
(Linker Flügel beim Militär)
Und auch keinen Vogel hätt,
Flög ich zu dir.
Da' s aber nicht kann sein,
Bleib ich im eignen Bett
Allein zu zwein.

Joachim Ringelnatz       (Seitensprung Ehebruch Gedichte)
Ein Nagel saß in einem Stück Holz


Ein Nagel saß in einem Stück Holz.
Der war auf seine Gattin sehr stolz.
Die trug eine goldene Haube
Und war eine Messingschraube.
Sie war etwas locker und etwas verschraubt,
Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.

Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm
In einem Astloch. Sie wurden intim.
Kurz, eines Tages entfernten sie sich
Und ließen den armen Nagel im Stich.
Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.
Noch niemals hatte sein eisernes Herz
So bittere Leiden gekostet.
Bald war er beinah verrostet.

Da aber kehrte sein früheres Glück,
Die alte Schraube wieder zurück.
Sie glänzte übers ganze Gesicht.
Ja, alte Liebe, die rostet nicht!

Gottfried August Bürger      (Seitensprung Untreue)
Untreue über alles


Ich ruhte mit Liebchen tief zwischen dem Korn,
Umduftet vom blühenden Hagebuttdorn.
Wir hatten's so heimlich, so still und bequem
Und koseten traulich von diesem und dem.
Wir hatten's so heimlich, so still und bequem;
Kein Seelchen vernahm was von diesem und dem;
Kein Lüftchen belauscht' uns von hinten und vorn;
Die spielten mit Kornblum' und Klappros' im Korn.

Wir herzten und drückten, wie innig, wie warm!
Und wiegten uns eia popeia! im Arm.
Wie Beeren zu Beeren an Trauben des Weins,
So reihten wir Küsse zu küssen in eins.

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