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Lustige kurze Liebesgedichte

Erich Mühsam   (Schüttelreime)

Liegt einer fest in Rosenketten,
Kann er sich nicht durch Kosen retten.

Christian Parisius (lustige Liebesgedichte)
Ick liebe dir


Ick liebe dir
ick liebe dich
wie man's schreibt
dat weiß ick nich
nur eines, dat is wichtig
ick liebe dir und dat is richtig

Erich Mühsam     (Schüttelreime)
DaDa-Gedicht


Der Nitter splackt.
Das Splatter nickt,
wenn splitternackt
die Natter splickt.

Joachim Ringelnatz      (lustige Liebesgedichte)
Ich habe dich so lieb


Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
Eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken

Ich habe dir nichts getan
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei - verjährt -
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.

Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.

Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.
Ich habe dich so lieb.

Erich Mühsam     (Schüttelreime über die Liebe)

Die Männer, welche Wert auf Weiber legen,
tun dieses leider meist der Leiber wegen.

Theodor Storm     (lustige Liebesgedichte)
An eine weibliche Maske


Sprich, wer bist du, schlanke Gestalt in der flüchtigen Maske?
Zähl ich den Grazien dich, zähl ich den Musen dich bei! -
Aber die Göttinnen waren aus Erz und kaltem Gesteine,
Und in der marmornen Brust klopfte kein fühlendes Herz.

Wilhelm Busch     (lustige Liebesgedichte)
Das Glöcklein im Walde


Ein Kirchlein steht im Waldrevier,
Da klingt ein Glöcklein für und für,
Das Glöcklein läutet bim, bim!

Ein Knabe und ein Mägdelein,
Die wandeln da im Abendsein,
Im Frühlingswinde rauscht der Baum,
Die zwei, sie wandeln wie im Traum.
Das Glöcklein läutet bim, bim!

Der Knabe sprach: O Mägdlein lieb!
Warum bist du so still und trüb?
Das Glöcklein läutet bim, bim!

Die Maid, sie sprach: Ich bin so stumm
Und weiß doch selber nicht warum.
Mein Herz das klopft und will nicht ruhn
Als sollt' ich etwas Böses tun,
Und ist mir wieder doch so wohl,
So wonniglich, so ahnungsvoll!
Bald möcht' ich dies, bald möcht' ich das
Ich möchte wohl und – weiß nicht was.
Das Glöcklein läutet bem, bem!

Der Knabe zu derselben Stund
Der küsst die Maid wohl auf den Mund;
Das Glöcklein läutet bem, bem!

Im Abendwinde rauscht der Baum,
Die Zwei, sie wandeln wie im Traum,
Das Gras ist grün, der Wald ist dicht,
Ich sah die zwei – und seh sie nicht.
Das Glöcklein läutet bum, bum!

Das Glöcklein klingt bald dumpf, bald klar,
So lieb, so süß, so wunderbar,
Bim bim, bem bem, bum bum!

Theodor Storm     (lustige Liebesgedichte)
An Emma


Willst mich meiden,
Grausam scheiden,
Nun Ade!
Ach kein Scherzen
Heilt die Schmerzen
Meines Weh!
Doch was sag ich,
Doch was klag ich
Denn um mich.
Gibt's nicht Rosen
G'nug zum Kosen
Ohne dich!
Heut führ Mine,
Morgen Line
Ich zum Tanz;
Flatterrose
Reich dir Lose
Ich zum Kranz!
Willst mich meiden,
Grausam scheiden,
Nun Ade!
Andrer Scherzen
Heilt die Schmerzen
Meines Weh!

Erich Mühsam
Kleiner Roman


Sie lernte Stenographin.
Er war Engros-Kommis.
Im Speisewagen traf ihn
ein Blick. Er liebte sie.

Auf einer Haltestelle
brach man die Reise ab,
woselbst er im Hotelle
sie als sein Weib ausgab.

Nicht viel, das man sich fragte.
Doch küssten sie genug.
Und als der Morgen tagte,
ging schon der nächste Zug.

Nach einer kurzen Stunde
fand ihre Fahrt den Schluss.
Er nahm von ihrem Munde
noch einen heißen Kuss.

Er sah sie schnupftuchwinkend
noch stehn zum letzten Mal,
und in sein Auge blinkend
sich eine Träne stahl.

Er soll sie heut noch lieben.
Sie war so drall und jung.
Ihr ist ein Kind geblieben
und die Erinnerung.

Alfons Petzold     (Lustige kurze Liebesgedichte)
Der ewige Becher


Deine Liebe ist ein Becher,
gefüllt mit edlem Wein.
Ich will der ewig trunkne Zecher
sein.

Ich trinke alle Nächte, alle Tage
und halte einsam fröhliche Gelage,
mein Mundschenk ist die Sehnsucht tief in mir
nach dir!

Gottfried August Bürger     (Lustige kurze Liebesgedichte)
An die Liebe.


Einmal, meines Lebens Rest zu segnen,
Lass mir noch ein Mädchen oder Weib,
Göttin Liebe, lass mir eins begegnen,
So gestaltet, so an Seel' und Leib
Ausgeschmückt mit deinen goldnen Gaben,
Dass ich armer, freudenloser Mann
Mich an ihm von ganzem Herzen laben
Und es lieben und verehren kann!

Max Dauthendey     (lustige Liebesgedichte)
Ich hatt' mal eine gute Zeit


Ich hatt' mal eine gute Zeit —
Kaum wie ein Hündlein bellt im Traum,
Sprach ich von Liebesschmerzen;
Wie jeder mal im Märzen klagt,
Wenn schon der Frühling angesagt,
Und Hastigkeit die Glieder plagt;
Wenn Neugier durch die Äste jagt,
Wenn kahl noch der Kastanienbaum
Schier stündlich nach den Kerzen fragt.
So wie vom Regenschnee der Flaum
Rührte kaum Leid des Ärmels Saum,
Aufs höchste spürte man's am Kleid.
Blitz lag mit Blitz noch nicht im Streit,
Die Lieb' lief durch die Ewigkeit,
Kein Meilenstein stand weit und breit.
Die Sehnsucht traf noch nicht das Mark,
Ich sehnte mich am Sehnen stark,
Blau war noch die Unendlichkeit —
Ich hatt' mal eine gute Zeit.

Novalis      (Schöne Liebesgedichte)
Ich weiß nicht was


Jüngst als Lisettchen im Fenster saß,
Da kam Herr Filidor
Und küsste sie,
Umschlang ihr weiches, weißes Knie;
Und sagt ihr was ins Ohr,
Ich weiß nicht was.

Dann gingen beide fort, er und sie,
Und lagerten sich hier
Im hohen Gras
Und triebens frei in Scherz und Spaß;
Er spielte viel mit ihr,
Ich weiß nicht wie.

Zum Spiele hatt er viel Genie,
Er triebs gar mancherlei,
Bald so, bald so,
Da wars das gute Mädel froh,
Doch seufzte sie dabei,
Ich weiß nicht wie?

Das Ding behagt dem Herren baß
Oft gings da capo an?
Doch hieß es drauf,
Nach manchem, manchem Mondenlauf,
Er hab ihr was getan;
Ich weiß nicht was.

Hans Aßmann Freiherr von Abschatz   (Lustige Liebesgedichte)
Die junge Frau und der alte Mann


Die ganze Nacht sitzt mir der Floh in Ohren:
Mein Alter schnarcht/ wenn ich die Ruh verloren.
Er kehret mir den kalten Rücken zu/
Wenn ich mit ihm am allerschönsten tu.

Der Hitze Macht kann Eis und Steine zwingen/
Und keinen Saft aus diesem Felsen bringen.
Er fühlt vor mich zu wenig/ ich zu viel/
Die Kart entfällt ihm/ wenn ich spielen will.

Mein Mund/ gewohnt den Marmor zu entzünden/
Kann keine Glut in seiner Asche finden.
Mein süßer Kuss/ mein Zug der linden Hand
Wird nur bei ihm vergebens angewandt.

Komm/ Liebe/ komm/ mir Ärmsten Recht zu sprechen/
Komm meine Glut/ wo nicht sein Eis/ zu brechen/
Ich habe genug bei seinem Schnee geschwitzt/
Sein Eis ist genug bei meinem Brand erhitzt.

Die ganze Nacht liegt mir mein Weib in Ohren/
Sie hat den Schlaff und ich die Ruh verloren/
Sie schleust mich ein in Armen voller Glut/
Verbrennt und kocht das ausgefrorne Blutt.

Ihr heißer Brand will See und Fluten haben/
Wenn andre kann ein Bächlein Nektar laben.
Welch Brunnquell kann so unergründlich sein/
Der nicht von Sonn' und Dürre trocknet ein?

Mein Lebens-Öl ist meistenteils verglommen/
Nachdem ich bin zu frischem Feuer kommen;
Geb ich den Rest auf eine Zeit dahin/
Wer leuchtet ihr/ wenn ich erloschen bin?

Wer kann den Durst der Wassersucht bestillen/
Und die Begier erregter Lüste füllen?
Viel besser ist geteilter Uberfluss/
Als wenn man bald auf einmal darben muss.

Man wärmt sich auch bei halberstorbnen Kohlen/
Kann Feuer aus der lauen Asche holen/
Ein später Herbst gewehrt die beste Frucht/
Die man umsonst im goldnen Lenzen sucht.

Aus Felsen muss das beste Wasser springen/
Wiewohl es nicht ohn Mühe zu erzwingen.
Der Eckel gält die leichterworbne Lust/
Und Hunger würzt die lang' erwarte Kost.

Muss grünes Holz mehr Rauch und Tränen schwitzen/
Ein dürrer Stock kann dennoch besser hitzen.
Die Güte/ nicht die Menge/ preist den Wein/
Und Balsam flößt man nur mit Tropfen ein.

Frank Wedekind      (lustige Liebesgedichte)
Das Lied vom gehorsamen Mägdlein


Die Mutter sprach in ernstem Ton:
„Du zählst nun sechzehn Jahre schon;
Drum, Herzblatt, nimm dich stets in acht,
Besonders bei der Nacht.
Verlier dich von dem Lebenspfad
Nie seitwärts ins Geheg.
Geh immer artig kerzengrad
Den goldenen Mittelweg.“

Da kommt nun in der Dämmerstund
Des Pulvermüllers Heinrich und
Küsst mich - mir ward gleich angst und bang –
Wohl auf die rechte Wang:
„O Heinrich, das verbitt ich mir;
Sieht’s Mutter, setzt es Schläg’.
Am allerbesten wählen wir
Den goldenen Mittelweg.“

Und plötzlich schreit er glutentflammt:
„Ich führe dich zum Standesamt! “ –
„Schweig“, sag ich, „unverschämter Wicht;
Dahin bringst du mich nicht!“ –
Da flüstert er und freut sich schier,
Weil ich’s mir überleg:
„Nun gut, mein Schatz, dann wählen wir
Den goldenen Mittelweg.“

Und wenn ich nun zur Ruh mich leg,
Mir träumt vom goldenen Mittelweg;
Mein Spielzeug macht mir kein Pläsier,
Ich gäb es gern dafür,
Gäb meine Schuh, mein Röcklein fein,
Weiß Gott, ich gäb noch mehr;
Hätt nie geglaubt, dass ich solch ein
Gehorsam Mägdlein wär.

Wilhelm Busch     (lustige Liebesgedichte)
Sie war ein Blümlein


Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.

Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.

Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.

Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.

Ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heißgeliebte Pflanze.

Detlev von Liliencron     (Liebesgedichte)
Winternacht


Das war beredet und besprochen,
Wie lange her, ich ahn' es nicht.
Der Tag ist da, die Pulse pochen,
Die Flocken fallen träg und dicht.
Im fremden Dorf, im fremden Saale,
Es kennt uns keiner, welche Lust,
Wir drehn uns unter'm Kerzenstrahle,
Wie schweißt die Liebe Brust an Brust.

Und eng gedrängt im regen Schleifer,
Entzünden wir uns mehr und mehr,
Ich fühl's, ich bin Besitzergreifer,
Ich weiß auch, das ist dein Begehr.
Geheimnisvoller Schatten breitet
Sich über unser Stelldichein,
O komm, ein Zimmer liegt bereitet,
Ein traut Gemach, wir sind allein.

Der Wirt, mit artigem Verneigen,
Lässt uns hinein, wünscht gute Nacht,
Kein Späher horcht, die Sterne schweigen,
Und stumm ist rings die Winterpracht.
Und wie beim Fest die Hochzeitsgäste
Noch weiter jubeln bei Musik,
Verklingt, verhallt in unserm Neste
Gejauchz und Violingequiek.

Wie bin ich schnell bei Band und Schnallen,
Sie wehrt sich, sie verweigert's mir,
Und ist mir um den Hals gefallen,
Verwirrung schloss die Augen ihr.
Noch sträubt sie sich, schon fällt die Hülle,
Sie will nicht und sie muss, sie muss,
Und bringt mir ihre süße Fülle,
Und bringt sie mir in Glut und Kuss.

Der Morgen naht in tiefer Stille,
Sie schläft erschöpft im weichen Flaum,
Noch drang nicht durch die Ladenrille
Das Frührot in den heiligen Raum.
Die Ampel gießt in Dämmermilde
Ein Zartlicht ihr um Brust und Arm,
Und auf das himmlische Gebilde
Sah lächelnd ich und liebewarm.

Und eh' die Sonne sich erhoben,
Sind wir schon unterwegs im Schnee,
Da hab' ich sie emporgehoben,
Und trug sie, ein verzognes Reh.
Und trug sie bis an ihre Kammer,
An's Erdenende tät ich's noch,
Sie aber wollte kaum die Klammer
Entlösen meinem Nackenjoch.
Die erste Krähe lässt sich hören,
Leb' wohl, mein Schatz, auf Wiedersehn.
Und durch die hochbeschneiten Föhren
Muss nun den Weg allein ich gehn.
Die Sonne steigt, und tausend Funken
Durchglitzern das beeiste Feld.
Von Glück und Liebe bin ich trunken,
O Gott, wie herrlich ist die Welt.

Joachim Ringelnatz     (lustige Liebesgedichte)
Ein männlicher Briefmark


Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie wieder küssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!

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