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Gottfried Friedrich Klopstock Gedichte

Gottfried Friedrich Klopstock: * 2. Juli 1724 in Quedlinburg; † 14. März 1803

Friedrich Gottlieb Klopstock   (Wintergedichte)
Der Eislauf


Begraben ist in ewiger Nacht
Der Erfinder großer Name zu oft!
Was ihr Geist grübelnd entdeckt, nutzen wir;
Aber belohnt Ehre sie auch?

Wer nannte dir den kühneren Mann,
Der zuerst am Maste Segel erhob?
Ach, verging selber der Ruhm dessen nicht,
Welcher dem Fuß Flügel erfand?

Und sollte der unsterblich nicht sein,
Der Gesundheit uns und Freuden erfand,
Die das Ross, mutig im Lauf, niemals gab,
Welche der Reihn selber nicht hat?

O Jüngling, der den Wasserkothurn
Zu beseelen weiß und flüchtig tanzt,
Lass der Stadt ihren Kamin! Komm mit mir,
Wo des Kristalls Eb'ne dir winkt!

Sein Licht hat er in Düfte gehüllt.
Wie erhellt des Winters werdender Tag
Sanft den See! Glänzender Reif, Sternen gleich,
Streute die Nacht über ihn aus!

Wie schweigt um uns das weiße Gefild!
Wie ertönt vom jungen Froste die Bahn!
Fern verrät deines Kothurns Schall dich mir,
Wenn du dem Blick, Flüchtling, enteilst.

Wir haben doch zum Schmause genug
Von des Halmes Frucht? und Freuden des Weins?
Winterluft reizt die Begier nach dem Mahl;
Flügel am Fuß reizen sie mehr.

Zur Linken wende du dich, ich will
Zu der Rechten hin halbkreisend mich drehn;
Nimm den Schwung, wie du ihn mich nehmen siehst;
Also! Nun fleuch schnell mir vorbei!

So gehen wir den schlängelnden Gang
An dem langen Ufer schwebend hinab.
Künstle nicht! Stellung, wie die, lieb' ich nicht,
Zeichnet dir auch Preisler nicht nach.

Was horchst du nach der Insel hinauf?
Unerfahrne Läufer tönen dort her!
Huf und Last gingen noch nicht über's Eis,
Netze noch nicht unter ihm fort.

Sonst späht dein Ohr ja alles; vernimm,
Wie der Todeston wehklagt auf der Flut!
O wie tönt's anders! Wie hallt's, wenn der Frost
Meilen hinab spaltet den See;

Zurück! lass nicht die schimmernde Bahn
Dich verführen, weg vom Ufer zu gehen!
Denn wo dort Tiefen sie deckt, strömt's vielleicht,
Sprudeln vielleicht Quellen empor.

Den ungestörten Wogen entströmt,
Dem geheimen Quell entrieselt der Tod!
Glittst du auch leicht, wie dies Laub, ach, dorthin,
Sänkest du doch, Jüngling, und stürbst!

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