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Tageszeiten Gedichte

Theodor Fontane (Gedichte über Tageszeiten, Mittag)
Mittag


Am Waldessaume träumt die Föhre,
Am Himmel weiße Wölkchen nur,
Es ist so still, dass ich sie höre,
Die tiefe Stille der Natur.

Rings Sonnenschein auf Wies' und Wegen,
Die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
Und doch, es klingt, als ström' ein Regen
Leis tönend auf das Blätterdach.

Max Dauthendey (Gedichte über Tageszeiten, Abend)
Ein Regen ist kalt durch den Tag gegangen


Viel Wolken halten den Abend umfangen,
Viel dunkle Falten vom Himmel hangen.
Ein Regen ist kalt durch den Tag gegangen,
Und Stille macht Halt ernst ohne Bewegen.

Der Abend will sich gern niederlegen,
Die Berge reichen den Rücken hin,
Und jeder Stein will dem Dunkel sich bücken
Dem Abend und seinem geheimen Sinn.

Levrai (Gedichte über Tageszeiten, Nachmittag)
Nachmittage


Leise Nachmittage schleichen über Lustlosstraßen
schwingen an roten Ampeln vor und zurück
klammern am Straßenrandgrün und
landen auf zerkratzten Schreibtischen
Dumpfes Dröhnen laufender Motoren
dringt durch Fensterscheiben in
Räume voller Nachmittagsstimmung
verwirbelt mit lächelnden Träumereien
und fällt auf staubigen Teppichboden.
Teetassenränder klebend auf Holz
Zeigefinger zeichnen Schatten nach
unruhiges Warten Warten
im Ruck des Minutenzeigers
sich auflösende Trennungen
Hell und Dunkel

Joseph von Eichendorff (Tageszeiten, Nacht)
Mondnacht


Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.

Levrai (Gedichte über Tageszeiten, der Morgen)
Wunderbarer Morgen

Als der Tag noch nicht da
in den Träumen und dazwischen
wach mit der Erinnerung
und wieder in den Traum gefallen

Levrai (Gedichte über Tageszeiten, der Tag)
Tausch


Die Zwischenräume des Tages
in die Kissen gestopft
Stunden unter Laken geschoben
Minuten an den Rand geknittert
den Weißwein gegen den Rotwein getauscht
berauscht den Tag
noch einmal geträumt

Joseph von Eichendorff (Gedichte Morgendämmerung)
Morgendämmerung


Es ist ein still Erwarten in den Bäumen,
Die Nachtigallen in den Büschen schlagen
In irren Klagen, können's doch nicht sagen,
Die Schmerzen all und Wonne, halb in Träumen.

Die Lerche auch will nicht die Zeit versäumen,
Da solches Schallen bringt die Luft getragen,
Schwingt sich vom Tal, eh's noch beginnt zu tagen,
Im ersten Strahl die Flügel sich zu säumen.

Ich aber stand schon lange in dem Garten
Und bin ins stille Feld hinausgegangen,
Wo leis die Ähren an zu wogen fingen.

O fromme Vöglein, ihr und ich, wir warten
Aufs frohe Licht, da ist uns vor Verlangen
Bei stiller Nacht erwacht so sehnend Singen.

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Joseph von Eichendorff (Gedichte über Tageszeiten, Mittag)
Vesper


Die Abendglocken klangen
Schon durch das stille Tal,
Da saßen wir zusammen
Da droben wohl hundertmal.

Und unten wars so stille
Im Lande weit und breit,
Nur über uns die Linde
Rauscht' durch die Einsamkeit.

Was gehn die Glocken heute,
Als ob ich weinen müsst?
Die Glocken, die bedeuten,
Dass meine Lieb gestorben ist!

Ich wollt, ich lag begraben
Und über mir rauschte weit
Die Linde jeden Abend
Von der alten, schönen Zeit!

Sophie Albrecht (Gedichte über Tageszeiten, der Morgen)
Morgenlied


Prächtig steigt die Sonne wieder
Aus der Morgenröte Zelt,
Tausend, tausend Jubellieder
Singt ihr die erwachte Welt,
Und der Blumen süßes Düften
Steigt ihr auf in reinen Lüften.

Seht! wie ihr die Herden hüpfen,
Hört! wie ihr die Taube girrt;
Rascher scheint der Bach zu schlüpfen
Der durch frische Wiesen irrt,
Und die kleinen Sommer Mücken
Tanzen ringelnd ihr Entzücken.

Traurig sitz ich in der Fülle
Lauter Freude rings umher,
Schwermutsvoller, ernst und stille
Bleibt mein Busen freudenleer.
Ach! die Purpurstrahlen wecken
Mir des Todes bleiches Schrecken.

Weh mir! dass ich durch die Chöre,
Durch das Lied, das Leben singt,
Laut des Todes Röcheln höre
Das aus jedem Odem dringt,
In den Weihrauch reiner Lüfte
Mischt sich Duft der Totengrüfte.

Blumen, die dem Aufgang blühen,
Welken, wenn der Mittag sinkt,
Und von Wangen, die ihm glühen,
Todes Schweiß der Abend trinkt,
Leichen, Gräber ohne Zahlen
Wird sein letzter Gruß bestrahlen.

Tauche deine goldnen Flügel,
Erden Licht! ins Schatten Meer,
Streu um unsre Totenhügel
Nacht das tiefste Dunkel her,
Bis in Edens Sonnenwälzen
Unsrer Gräber Fesseln schmelzen.

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