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Zeit Gedichte

Levrai (Zeit - Gedichte über die Zeit)
Zürch


In Zürch klebte der Schnee an frostigen Autos
und die Zeit stand am Vormittag
hing in kältegezeugtenKristallen
Aber auch sonst ist Zeit in Zürch nie
gesehen worden und nicht viele
rempelten die Zeit was nur in Zürch geht
Zürcher Zeitrempler

Levrai (Zeit - Gedichte über die Zeit)
Stundenfrieden


Stundenfrieden
vor der Hauswand kriechen Schatten
bis die Sonne verstaubt
bis der Tag langsam vergraut
verstreutes Zuhause

Morgen wieder Ellenbogengesichter

Theodor Storm (Zeit - Gedichte über die Zeit)
Morgens


Nun gib ein Morgenküsschen!
Du hast genug der Ruh;
Und setz dein zierlich Füßchen
Behende in den Schuh!
Nun schüttle von der Stirne
Der Träume blasse Spur!
Das goldene Gestirne
Erleuchtet längst die Flur.
Die Rosen in deinem Garten
Sprangen im Sonnenlicht;
Sie können kaum erwarten,
Dass deine Hand sie bricht.

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Adelbert von Chamisso (Gedichte über Leben und Zeit)
Im Herbst


Niedrig schleicht blass hin die entnervte Sonne,
Herbstlich goldgelb färbt sich das Laub, es trauert
Rings das Feld schon nackt und die Nebel ziehen
Über die Stoppeln.

Sieh, der Herbst schleicht her und der arge Winter
Schleicht dem Herbst bald nach, es erstarrt das Leben;
Ja, das Jahr wird alt, wie ich alt mich fühle
Selber geworden!

Gute, schreckhaft siehst du mich an, erschrick nicht;
Sieh, das Haupthaar weiß, und des Auges Sehkraft
Abgestumpft; warm schlägt in der Brust das Herz zwar,
Aber es friert mich!

Naht der Unhold, lass mich ins Auge ihm scharf sehn:
Wahrlich, Furcht nicht flößt er mir ein, er komme,
Nicht bewusstlos rafft er mich hin, ich will ihn
Sehen und kennen.

Lass den Wermutstrank mich, den letzten, schlürfen,
Nicht ein Leichnam längst, ein vergessner, schleichen,
Wo ich markvoll einst in den Boden Spuren
Habe getreten.
Ach! ein Blutstrahl quillt aus dem lieben Herzen:
Fasse Mut, bleib stark; es vernarbt die Wunde,
Rein und liebwert hegst du mein Bild im Herzen
Nimmer vergänglich.

Joseph von Eichendorff     (Vergänglichkeit)
Weltlauf


Was du gestern frisch gesungen,
Ist doch heute schon verklungen,
Und beim letzten Klange schreit
Alle Welt nach Neuigkeit.

War ein Held, der legt' verwegen
Einstmals seinen blutgen Degen
Als wie Gottes schwere Hand
Über das erschrockne Land.

Mussts doch blühn und rauschen lassen,
Und den toten Löwen fassen
Knaben nun nach Jungenart
Ungestraft an Mähn und Bart.

So viel Gipfel als da funkeln,
Sahn wir abendlich verdunkeln,
Und es hat die alte Nacht
Alles wieder gleich gemacht.

Wie im Turm der Uhr Gewichte
Rücket fort die Weltgeschichte,
Und der Zeiger schweigend kreist,
Keiner rät, wohin er weist.

Aber wenn die ehrnen Zungen
Nun zum letztenmal erklungen,
Auf den Turm der Herr sich stellt,
Um zu richten diese Welt.

Und der Herr hat nichts vergessen,
Was geschehen, wird er messen
Nach dem Maß der Ewigkeit –
O wie klein ist doch die Zeit!

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Theodor Storm (Zeit - Gedichte über die Zeit)
Morgenwanderung


Im ersten Frühschein leuchtet schon die Gasse;
Noch ruht die Stadt, da ich das Haus verlasse.
Drei Stunden muss gewandert sein,
Mein Lieb, dann kehr ich bei dir ein!
Noch schläfst du wohl; im kleinen Heiligtume
Bescheint die Sonne ihre schönste Blume.
Der Frühschein streift dein süß Gesicht;
Du lächelst, doch erwachst du nicht.
Und hoch durchs Blau der Sonne Strahlen dringen;
Hoch schlägt mein Herz, und helle Lerchen singen.
Jetzt scheint auch dich die Sonne wach,
Und träumend schaust du in den Tag.
Was konnt die Nacht so Süßes dir bereiten? -
Wie durch die Hand die dunkeln Flechten gleiten,
So sprichst du sinnend Wort um Wort,
Und halbe Träume spinnst du fort.
Die liebe Sonn', was hat sie dir genommen?
Hast du geträumt, du sähst den Liebsten kommen?
- Wach auf, mein Lieb! Schließ auf die Tür!
Der Traum ist aus, der Liebste hier.

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Joseph von Eichendorff (Zeit - Gedichte über die Zeit)
Die
Zeit geht schnell

Lieb Vöglein, vor Blüten
Sieht man dich kaum!
Vom dämmernd beglühten
Flüsternden Baum,
Wann von blitzenden Funken
Sprühn Täler und Quell,
Singst du frühlingstrunken –
Aber die Zeit geht schnell.

Wie balde muss lassen
Sein' Blätter der Wald,
Die Blumen erblassen,
Die Gegend wird alt,
Erstarrt ist im Eise
Der muntere Quell –
Rüst die Flügel zur Reise,
Denn die Zeit geht schnell

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