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Natur Gedichte

Christian Parisius
Regen Gedicht


Regentropfen nehmen deine Tränen mit
küssen und sie streicheln dich
berühren auch das Herz
wie der Wind und sanfter Schmerz

Liebevoll im Sonnenstrahl
funkeln diese Tropfen
geben dir Geborgenheit
und eine kleine Zärtlichkeit

Justinus Kerner
Lust der Sturmnacht


Wenn durch Berg und Tale draußen
Regen schauert, Stürme brausen,
Schild und Fenster hell erklirren,
Und in Nacht die Wandrer irren,
Ruht es sich so süß hier innen,
Aufgelöst in sel'ges Minnen;
All der goldne Himmelsschimmer
Flieht herein ins stille Zimmer:
Reiches Leben, hab Erbarmen!
Halt mich fest in linden Armen!
Lenzesblumen aufwärts dringen,
Wölklein ziehn und Vöglein singen.
Ende nie, du Sturmnacht, wilde!
Klirrt, ihr Fenster, schwankt, ihr Schilde,
Bäumt euch, Wälder, braus, o Welle,
Mich umfängt des Himmels Helle!

Johann Wolfgang von Goethe
Auf dem See


Und frische Nahrung, neues Blut
Saug' ich aus freier Welt'
Wie ist Natur so hold und gut,
die mich am Busen hält!
Die Welle wieget unsern Kahn
Im Rudertakt hinauf,
Und Berge, wolkig, himmelan,
Begegnen unserm Lauf.

Aug', mein Aug', was sinkst du nieder?
Goldne Träume, kommt ihr wieder?
Weg, du Traum! so gold du bist;
Hier auch Lieb' und Leben ist.

Auf der Welle blinken
Tausend schwebende Sterne;
Weiche Nebel trinken
Rings die türmende Ferne;
Morgenwind umflügelt
Die beschattete Bucht,
Und im See bespiegelt
Sich die reife Frucht.

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Heinrich Seidel (Natur Gedichte)
Wie schön ist doch das Fliegen


Die Schmetterlinge fliegen
Um bunte Blumen schweben sie,
Im Sonnenscheine leben sie
In linder Luft
Und lauter Duft.
Sie flattern und sie kosen
Und küssen alle Rosen.
Der Schmetterling, das leichte Blut,
Der hat es gut!

Die schlanken Schwalben fliegen
Durch blaue Lüfte streifen sie,
Um stolze Türme schweifen sie.
Im Herbste ziehn
Sie fort und fliehn
Weit über Meer und Hügel
Zum Süd mit leichtem Flügel,
Wo Palmen und Orangen blühn
Im ew'gen Grün.

Die edlen Falken fliegen
Hoch über Wolken reisen sie,
In Ätherhöhen kreisen sie,
Wo auf die Welt
Vom Himmelszelt
Sie stolz herniederschauen
Auf Wälder, Seen und Auen
Als Herrscher in dem Luftrevier
Ob dem Getier.
Wie schön ist doch das Fliegen!
Doch was geschah? Die Schwalbe fing
Mit einem Mal den Schmetterling,
Der Falk im Flug
Die Schwalbe schlug,
Die Büchse hört ich knallen,
Den Falken sah ich fallen,
Und mit dem Fliegen war's vorbei
Ich dacht: „Ei, ei!"

Heinrich Heine
Der Sturm spielt auf zum Tanze


Der Sturm spielt auf zum Tanze,
Er pfeift und braust und brüllt;
Heisa, wie springt das Schifflein!
Die Nacht ist lustig und wild.

Ein lebendes Wassergebirge
Bildet die tosende See;
Hier gähnt ein schwarzer Abgrund,
Dort türmt es sich weiß in die Höh'.

Ein Fluchen, Erbrechen und Beten
Schallt aus der Kajüte heraus:
Ich halte mich fest am Mastbaum,
Und wünsche: wär' ich zu Haus!

Max Dauthendey
Ein Regen ist kalt durch den Tag gegangen


Viel Wolken halten den Abend umfangen,
Viel dunkle Falten vom Himmel hangen.
Ein Regen ist kalt durch den Tag gegangen,
Und Stille macht Halt ernst ohne Bewegen.

Der Abend will sich gern niederlegen,
Die Berge reichen den Rücken hin,
Und jeder Stein will dem Dunkel sich bücken
Dem Abend und seinem geheimen Sinn.

Levrai
Regen


Regnen tuts
Was nass machen kann
Beschwert sich
Zieht glänzend über Steine
bläschenfleckig

Rainer Maria Rilke
Römische Fontäne (Villa Borghese)


Zwei Becken, eins das andere übersteigend
aus einem alten runden Marmorrand,
und aus dem oberen Wasser leis sich neigend
zum Wasser, welches unten wartend stand,
dem leise redenden entgegenschweigend
und heimlich, gleichsam in der hohlen Hand,
ihm Himmel hinter Grün und Dunkel zeigend
wie einen unbekannten Gegenstand;
sich selber ruhig in der schönen Schale
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis,
nur manchmal träumerisch und tropfenweis
sich niederlassend an den Moosbehängen
zum letzten Spiegel, der sein Becken leis
von unten lächeln macht mit Übergängen.

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Novalis
Der Himmel war umzogen...


Der Himmel war umzogen,
Es war so trüb und schwül,
Heiß kam der Wind geflogen
Und trieb sein seltsam Spiel.

Ich schlich in tiefem Sinnen,
Von stillem Gram verzehrt –
Was sollt ich nun beginnen?
Mein Wunsch blieb unerhört.

Wenn Menschen könnten leben
Wie kleine Vögelein,
So wollt ich zu ihr schweben
Und fröhlich mit ihr sein.

Wär hier nichts mehr zu finden,
Wär Feld und Staude leer,
So flögen, gleich den Winden
Wir übers dunkle Meer.

Wir blieben bei dem Lenze
Und von dem Winter weit
Wir hätten Frücht und Kränze
Und immer gute Zeit.

Die Myrte sprosst im Tritte
Der Wohlfahrt leicht hervor
Doch um des Elends Hütte
Schießt Unkraut nur empor.

Mir war so bang zumute
Da sprang ein Kind heran,
Schwang fröhlich eine Rute
Und sah mich freundlich an.

Warum musst du dich grämen?
O! weine doch nicht so,
Kannst meine Gerte nehmen,
Dann wirst du wieder froh.

Ich nahm sie und es hüpfte
Mit Freuden wieder fort
Und stille Rührung knüpfte
Sich an des Kindes Wort.

Wie ich so bei mir dachte,
Was soll die Rute dir?
Schwankt aus den Büschen sachte
Ein grüner Glanz zu mir.

Die Königin der Schlangen
Schlich durch die Dämmerung.
Sie schien gleich goldnen Spangen,
In wunderbarem Prunk.

Ihr Krönchen sah ich funkeln
Mit bunten Strahlen weit,
Und alles war im Dunkeln
Mit grünem Gold bestreut.

Ich nahte mich ihr leise
Und traf sie mit dem Zweig,
So wunderbarerweise
Ward ich unsäglich reich.

Johann Ludwig Wilhelm Müller (Naturgedichte)
Des Baches
Wiegenlied

Gute Ruh, gute Ruh!
Tu die Augen zu!
Wandrer, du müder, du bist zu Haus.
Die Treu' ist hier,
Sollst liegen bei mir,
Bis das Meer will trinken die Bächlein aus.

Will betten dich kühl
Auf weichem Pfühl
In dem blauen kristallenen Kämmerlein.
Heran, heran,
Was wiegen kann,
Woget und wieget den Knaben mir ein!

Wenn ein Jagdhorn schallt
Aus dem grünen Wald,
Will ich sausen und brausen wohl um dich her.
Blickt nicht herein,
Blaue Blümelein!
Ihr macht meinem Schläfer die Träume so schwer.

Hinweg, hinweg
Von dem Mühlensteg,
Böses Mägdelein, dass ihn dein Schatten nicht weckt!
Wirf mir herein
Dein Tüchlein fein,
Dass ich die Augen ihm halte bedeckt!

Gute Nacht, gute Nacht!
Bis alles wacht,
Schlaf aus deine Freude, schlaf aus dein Leid!
Der Vollmond steigt,
Der Nebel weicht,
Und der Himmel da oben, wie ist er so weit!

Justinus Kerner (Gedichte über die Natur)
Wanderung


Wohlauf und frisch gewandert ins unbekannte Land!
Zerrissen, ach zerrissen, ist manches teure Band.
Ihr heimatlichen Kreuze, wo ich oft betend lag,
Ihr Bäume, ach, ihr Hügel, oh blickt mir segnend nach.

Noch schläft die weite Erde, kein Vogel weckt den Hain,
Doch bin ich nicht verlassen, doch bin ich nicht allein,
Denn, ach, auf meinem Herzen trag' ich ihr teures Band,
Ich fühl's, und Erd und Himmel sind innig mir verwandt.

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