Dichter:

A-D    E-H    I-K    L-N    O-R    S-U    V-Z   

 

Themen:

A-D    E-H    I-K    L-N    O-R    S-U    V-Z   

Georg Büchner Gedichte

* 17. Oktober 1813 in Goddelau; † 19. Februar 1837 in Zürich

Georg Büchner (Abendgedichte, Nachtgedichte)
Die Nacht


Niedersinkt des Tages goldner Wagen,
Und die Stille Nacht schwebt leis' herauf,
Stillt mit sanfter Hand des Herzens Klagen,
Bringt uns Ruh' im schweren Lebenslauf.

Ruhe gießt sie in das Herz des Müden,
Der ermattet auf der Pilgerbahn,
Bringt ihm wieder seinen stillen Frieden,
Den des Schicksals raue Hand ihm nahm.

Ruhig schlummernd liegen alle Wesen,
Feiernd schließet sich das Heiligtum,
Tiefe Stille herrscht im weiten Reiche,
Alles schweigt im öden Kreis herum.

Und der Mond schwebt hoch am klaren Äther
Geußt sein sanftes Silberlicht herab;
Und die Sternlein funkeln in der Ferne
Schau'nd herab auf Leben und auf Grab.

Willkommen Mond, willkommen sanfter Bote
Der Ruhe in dem rauen Erdental,
Verkündiger von Gottes Lieb und Gnade,
Des Schirmers in Gefahr und Mühesal.

Willkommen Sterne, seid gegrüßt ihr Zeugen
Der Allmacht Gottes der die Welten lenkt,
Der unter allen Myriaden Wesen
Auch meiner voll von Lieb und Gnade denkt.

Ja heil'ger Gott du bist der Herr der Welten,
Du hast den Sonnenball empor getürmt,
Hast den Planeten ihre Bahn bezeichnet,
Du bist es, der das All mit Allmacht schirmt.

Unendlicher, den keine Räume fassen,
Erhabener, den Keines Geist begreift,
Allgütiger, den alle Welten preisen,
Erbarmender, der Sündern Gnade beut!

Erlöse gnädig uns von allem Übel,
Vergib uns liebend jede Missetat,
Lass wandeln uns auf deines Sohnes Wege,
Und siegen über Tod und über Grab.

Georg Büchner
Leise hinter Nachtgewölke


Leise hinter düstrem Nachtgewölbe
Tritt des Mondes Silberbild hervor,
Aus des Wiesentales feuchtem Grunde
Steigt der Abendnebel leicht empor.

Ruhig schlummernd liegen alle Wesen,
Feiernd schweigt des Waldes Sängerchor,
Nur aus stillem Hain, einsam klagend,
Tönet Philomenes Lied hervor.
Schweigend steht des Waldes düstre Fichte,
Süß entströmt der Nachtviole Luft,
Um die Blumen spielt des Westwinds Flügel,
Leis hinstreichend durch die Abendluft.

Frühlingsgedichte - Sommergedichte - Herbstgedichte - Weihnachtsgedichte