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Liebesgedichte für meinen Schatz

Wilhelm Busch     (Liebesgedichte für meinen Schatz)
Abschied


Die Bäume hören auf zu blühn,
Mein Schatz will in die Fremde ziehn;
Mein Schatz, der sprach ein bittres Wort:
Du bleibst nun hier, aber ich muss fort.

Leb wohl, mein Schatz, ich bleib dir treu,
Wo du auch bist, wo ich auch sei.
Bei Regen und bei Sonnenschein,
Solang ich lebe, gedenk ich dein.

Solang ich lebe, lieb ich dich,
Und wenn ich sterbe, bet für mich,
Und wenn du kommst zu meinem Grab,
So denk, dass ich dich geliebet hab.

Rainer Maria Rilke   (Liebesgedichte für meinen Schatz)
Mein Herz

Ich weiß nicht, was ich habe,
mit ist ums Herz so schwer ...
Ums Herze? Ach was sag ich -
ich hab doch keines mehr.
Seit ich, mein Glück, dich kenne,
du süßes Liebchen mein,
vom ersten Augenblicke
an wars ja schon dein.
O mögst du es behalten,
damit es stets so blieb -
es soll ja dir gehören,
nur dir, mein süßes Lieb!
Giebs nie mehr mir zurücke -
es schlägt dir ja in Treu -
und willst du's nicht mehr haben
mein Schatz, dann brichs entzwei.

Joseph von Eichendorff (Liebesgedichte für mein Schatz)
Der verzweifelte Liebhaber


Studieren will nichts bringen,
Mein Rock hält keinen Stich,
Meine Zitter will nicht klingen,
Mein Schatz, der mag mich nicht.

Ich wollt', im Grün spazierte
Die allerschönste Frau,
Ich wär' ein Drach' und führte
Sie mit mir fort durch's Blau.

Ich wollt', ich jagt' gerüstet
Und legt' die Lanze aus,
Und jagte all' Philister
Zur schönen Welt hinaus.

Ich wollt', ich säß' jetzunder
Im Himmel still und weit,
Und früg' nach all' dem Plunder
Nichts vor Zufriedenheit.

Graf von Platen      (lustige kurze Liebesgedichte)
Winterlied

Geduld, du kleine Knospe
Im lieben stillen Wald,
Es ist noch viel zu frostig,
Es ist noch viel zu bald.

Noch geh ich dich vorüber,
Doch merk ich mir den Platz,
Und kommt heran der Frühling,
So hol ich dich, mein Schatz.

Justinus Kerner   (Liebesgedichte)
Der schönste Anblick

Schön ist's, wenn zwei Sterne
Nah sich stehn am Firmament,
Schön, wenn zweier Rosen
Röte ineinander brennt.

Doch in Wahrheit! immer
Ist's am schönsten anzusehn:
Wie zwei, so sich lieben,
Selig beieinander stehn.

Friedrich Hebbel   (Liebesgedichte für meinen Schatz)
Ich und Du

Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich Eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in Eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

Ludwig Uhland     (Kurze Liebesgedichte)
Seliger Tod

Gestorben war ich
Vor Liebeswonne:
Begraben lag ich
In ihren Armen;
Erwecket ward ich
Von ihren Küssen;
Den Himmel sah ich
In ihren Augen.

Clara Roselli     (Liebesgedichte für meinen Schatz)
Wenn Wind die Sonne liebt

Wenn
Wind die
Sonne liebt
verführe mich
bis der Tau
morgens tropft,
führe nicht verstreue
Zärtlichkeit auf Wiesen
und pflücke die Blumen der Nacht
für alle
Sonnenaufgänge
die
Lustwolken unserer Nächte
nähren meinen Garten
in der Mitte des Sommers

Johann Wolfgang von Goethe     (kurze Liebesgedichte)
Ach, wie sehn ich mich nach dir

Ach, wie sehn ich mich nach dir,
Kleiner Engel! Nur imTraum,
Nur im Traum erscheine mir!
Ob ich da gleich viel erleide,
Bang um dich mit Geistern streite
Und erwachend atme kaum.
Ach, wie sehn ich mich nach dir,
Ach, wie teuer bist du mir,
Selbst in einem schweren Traum.

Levrai    (Liebesgedichte für meinen Schatz)
Lass mich nur kurz davon träumen

Lass mich nur kurz davon träumen
mit dir spazieren zu gehen
auf einer Parkbank sitzen
reden ernsthaft und
ernsthaft und liebevoll und
liebevoll und bedrückt und
bedrückt und fragen nach dem Sinn und
sinnen mit dir und
dich wieder finden
finden gemeinsam
uns

Johann Wolfgang von Goethe     (Schöne Liebesgedichte)
An Charlotte von Stein

Woher sind wir geboren?
Aus Liebe.
Wie wären wir verloren?
Ohn Liebe.
Was hilft uns überwinden?
Die Liebe.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Liebe.
Was lässt nicht lange weinen?
Die Liebe.
Was soll uns stets vereinen?
Die Liebe.

Maria Weiland     (Liebesgedichte)
Sonnenzeit

Gedanken schweifen
zu dir in Sonnenzeit
dein Körpersee
gleichmäßig Schnee
Geborgenheit und Ewigkeit
kann nichts mehr sehn, begreifen

Christian Morgenstern      (Liebesgedichte)
Hier im Wald mit dir zu liegen

Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet,
in das Flüstern, in das Rauschen
leise liebe Worte mischend,
öfter aber noch dem Schweigen
lange Küsse zugesellend,
unerschöpflich - unersättlich,
hingegebne, hingenommne,
ineinander aufgelöste,
zeitvergessne, weltvergessne.
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet ...

Gleim     (Warum nur? Liebesgedichte)
Der Stern der Liebe

Am Himmel steht ein schöner Stern,
Der heißt der Stern der Liebe,
Man sucht ihn auf, man sieht ihn gern,
Und ist’s am Himmel trübe,
Dann missen wir sein schönes Licht,
Denn durch die Wolken scheint er nicht.

Wenn ich zu meinem Mädchen geh’
Im Kühlen und im Dunkeln,
Und dann den Stern der Liebe seh’
Am dunkeln Himmel funkeln,
Dann fühl’ ich Liebe, dann ruf’ ich:
Komm’ Mädchen, komm’ und küsse mich!

Dann kommt’s, dann fühlt das Mädchen sich,
Als wenn’s mich küssen müsste;
So zärtlich küsst’s, als wenn es mich
Nur mit der Seele küsste;
Dann wird’s vertraulich, nennt mich du,
Und alle Sternlein sehen zu!

Christian Morgenstern      (Liebesgedichte)
Diese Rose von heimlichen Küssen schwer

Diese Rose von heimlichen Küssen schwer:
Sieh, das ist unsre Liebe.
Unsre Hände reichen sie hin und her,
unsre Lippen bedecken sie mehr und mehr
mit Worten und Küssen sehnsuchtsschwer,
unsre Seelen grüßen sich hin und her -
wie über ein Meer - wie über ein Meer -
Diese Rose vom Duft unsrer Seelen schwer:
sieh, das ist unsre Liebe.

Joseph von Eichendorff     (Liebesgedichte)
Der Blick

Schaust du mich aus deinen Augen
Lächelnd wie aus Himmeln an,
Fühl' ich wohl, dass keine Lippe
Solche Sprache führen kann.

Könnte sie's auch wörtlich sagen,
Was dem Herzen tief entquillt,
Still den Augen aufgetragen,
Wird es süßer nur erfüllt.

Und ich seh' des Himmels Quelle,
Die mir lang verschlossen war,
Wie sie bricht in reinster Helle
Aus dem reinsten Augenpaar.

Und ich öffne still im Herzen
Alles, alles diesem Blick,
Und den Abgrund meiner Schmerzen
Füllt er strömend aus mit Glück.

Rainer Maria Rilke     (Liebesgedichte)
Die Gazelle

Verzauberte: wie kann der Einklang zweier
erwählter Worte je den Reim erreichen,
der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen.
Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier,

und alles Deine geht schon im Vergleich
durch Liebeslieder, deren Worte, weich
wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest,
sich auf die Augen legen, die er schließt:

um dich zu sehen: hingetragen, als
wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen
und schösse nur nicht ab, solang der Hals

das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden
im Wald die Badende sich unterbricht:
den Waldsee im gewendeten Gesicht.

Christian Parisius    (Liebesgedichte für meinen Schatz)
So, wie du mich leise berührst

So
Wie du mich leise
Berührst
Heimlich
Der erste Frühlingstag
Verführst
Den Sommer
Liebkost
Im Herbst
Mit allen Sinnen
Befreit, uns erleben

Levrai    (Liebesgedichte für meinen Schatz)
Bist du das Wasser

Bist du das Wasser,
bin ich dein Strand.
Bist du die Sonne
bin ich der Wind.
Bin ich müde,
bist du mein Traum.
Bist du die Nähe,
wie gern ich dich sähe,
unter blühendem Baum.

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