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Lebensglück Gedichte

Friedrich Schiller (Gedichte über Lebensglücksglück)
Die drei Alter der Natur.

Lebensglücksglück gab ihr die Fabel, die Schule hat sie entseelet,
Schaffendes Lebensglücksglück aufs neu gibt die Vernunft ihr zurück.

Joachim Ringelnatz (Gedichte über das Lebensglück)
Es lohnt sich doch


Es lohnt sich doch, ein wenig lieb zu sein
Und alles auf das Einfachste zu schrauben,
Und es ist gar nicht Großmut zu verzeihn,
Dass andere ganz anders als wir glauben.

Und stimmte es, dass Leidenschaft Natur
Bedeutete im guten und im bösen,
Ist doch ein Knoten in dem Schuhband nur
Mit Ruhe und mit Liebe aufzulösen.

Wilhelm Busch (Gedichte über das Lebensglück)
Früher, da ich unerfahren


Früher, da ich unerfahren
Und bescheidner war als heute,
Hatten meine höchste Achtung
Andre Leute.

Später traf ich auf der Weide
Außer mir noch mehr Kälber,
Und nun schätz ich, sozusagen,
Erst mich selber.

Marie von Ebner-Eschenbach (Gedichte über das Lebensglück)
Lebenszweck


Hilflos in die Welt gebannt,
Selbst ein Rätsel mir,
In dem schalen Unbestand,
Ach, was soll ich hier?

- Leiden, armes Menschenkind,
Jede Erdennot,
Ringen, armes Menschenkind,
Ringen um den Tod.

Rainer Maria Rilke (Gedichte über das Lebensglück)
Mein Lebensglücksglück ist wie leise See...


Mein Lebensglücksglück ist wie leise See:
Wohnt in den Uferhäusern das Weh,
wagt sich nicht aus den Höfen.
Nur manchmal zittert ein Nahn und Fliehn:
Aufgestörte Wünsche ziehn
Darüber wie silberne Möwen.
Und dann ist alles wieder still. . .
Und weißt du was mein Lebensglücksglück will,
hast du es schon verstanden?
Wie eine Welle im Morgenmeer
Will es, rauschend und muschelschwer,
An deiner Seele landen.

Levrai (Gedichte über das Lebensglück)
Über das Lebensglück


Das Heute entschwindet
wer weiß schon von Morgen
und plant, Gefühle entwindet
dem Abend die Nacht
Nicht dem Gestern ergeben mit aller Macht
denn leiser Kummer und müde Sorgen
Wissen und ahnen das Lebensglück
Morgen

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Eduard Mörike (Gedichte über das Lebensglück)
Septembermorgen


Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Rainer Maria Rilke (Gedichte über das Lebensglück)
Ich bin so jung


Ich bin so jung. Ich möchte jedem Klange,
der mir vorüberrauscht, mich schaudernd schenken,
und willig in des Windes liebem Zwange,
wie Windendes über dem Gartengange,
will meine Sehnsucht ihre Ranken schwenken,

Und jeder Rüstung bar will ich mich brüsten,
solang ich fühle, wie die Brust sich breitet.
Denn es ist Zeit, sich reisig auszurüsten,
wenn aus der frühen Kühle dieser Küsten
der Tag mich in die Binnenlande leitet.

Johann Gottfried Herder (Gedichte über das Lebensglück)
Lied des Lebensglücks


Flüchtiger als Wind und Welle
Flieht die Zeit; was hält sie auf?
Sie genießen auf der Stelle,
Sie ergreifen schnell im Lauf;
Das, ihr Brüder, hält ihr Schweben,
Hält die Flucht der Tage ein.
Schneller Gang ist unser Lebensglücksglück,
Lasst uns Rosen auf ihn streun.

Rosen; denn die Tage sinken
In des Winters Nebelmeer.
Rosen; denn sie blühn und blinken
Links und rechts noch um uns her.
Rosen stehn auf jedem Zweige
Jeder schönen Jugendtat.
Wohl ihm, der bis auf die Neige
Rein gelebt sein Lebensglücksglück hat.

Tage, werdet uns zum Kranze
Der des Greises Schläf' umzieht
Und um sie in frischem Glanze
Wie ein Traum der Jugend blüht.
Auch die dunkeln Blumen kühlen
Uns mit Ruhe, doppelt-süß;
Und die lauen Lüfte spielen
Freundlich uns ins Paradies.

Rainer Maria Rilke (Gedichte über Lebensglück)
Du musst das Lebensglück nicht verstehen


Du musst das Lebensglück nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Joachim Ringelnatz (Gedichte über Lebensglück)
Schiff


Wir haben keinen günstigen Wind.
Indem wir die Richtung verlieren,
Wissen wir doch, wo wir sind.
Aber wir frieren.

Und die darüber erhaben sind,
Die sollten nicht allzuviel lachen.
Denn sie werden nicht lachen, wenn sie blind
Eines Morgens erwachen.

Das Schiff, auf dem ich heute bin,
Treibt jetzt in die uferlose,
In die offene See. – Fragt ihr: "Wohin?"
Ich bin nur ein Matrose.

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Joachim Ringelnatz (Gedichte über Lebensglück)
Weißt du?

Wenn ein Neunauge mit einem Tausendfuß
Kinder zeugt, wie mögen die gehen?
Wie mögen die sehen?
Ich weiß es nicht. Weißt du's?

Weißt du wohl, dass eines Flugzeugs Schatten,
Wenn er über Häuser, Bäume, Matten,
Menschen, Tiere, Wasser geht,
Nichts und niemand widersteht?

Jeder weiß, warum in schönen Zweigen
Schöne Spinne schöne Netze webt.
Aber weißt du, was das Schweigen
Eines andern Menschen
Sinnt und nacherlebt und vorerlebt?

Joachim Ringelnatz (Gedichte über Lebensglück)
Überall


Überall ist Wunderland.
Überall ist Lebensglück.
Bei meiner Tante im Strumpfenband.
Wie irgendwo daneben.
Überall ist Dunkelheit.
Kinder werden Väter.
Fünf Minuten später
Stirbt sich was für einige Zeit.
Überall ist Ewigkeit.

Wenn du einen Schneck behauchst,
Schrumpft er ins Gehäuse,
Wenn du ihn in Kognak tauchst,
Sieht er weiße Mäuse.

Friedrich Rückert (Gedichte über Lebensglück)
Lebensglück


Sei unbetört und unverstört!
Was zu des Lebens Glück gehört,
Hat dir ein Gott gegeben;
Und was er dir nicht gab, gehört,
O glaube es, nicht zum Leben.

Was du nicht hast, das ist die Last,
Die du nicht aufgeladen hast;
Du hast die Lust am Leben.
Sei unverstört und unbetört!
Was zu des Lebens Lust gehört,
Das hat dir Gott gegeben.

Anna Ritter (Gedichte über Lebensglück)
Gefaltete Hände


Es hat mich heut nicht schlafen lassen -
Das alte Weh kam über mich,
Dass ich mit heimatlosen Schritten
Mich an des Kindes Bettchen schlich.
Da sank ich hin in dunkler Nacht
Und habe in die weißen Kissen
In wildem Schmerz hinein gebissen ...
Der du so elend mich gemacht,
So viele Fäden mir zerrissen,
So viele Wege mir verstellt -
Du wirst, o Herr, die Gründe wissen!
Du lenkst die weite, große Welt
Nach ewig gültigen Gesetzen,
Du wirst dies arme Frauenherz
Nicht planlos, ziellos durch den Schmerz,
Durch Elend und Verzweiflung hetzen!
Wenn ich in Liebe um den Einen
Den Himmel, Herr, und dich vergaß,
Zu viel des Glückes mich vermaß
Und nicht genug zu dir gefleht -
Ist nicht auch L i e b e ein Gebet,
Vielleicht das heiligste der Erde?
Suchst du im Staube nur die Deinen,
Muss erst am Grabe ihres Glücks
Die arme Menschenseele weinen,
Auf dass sie deiner würdig werde
Und in Verklärung aufersteht?

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