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Zorn Gedichte

Joseph von Eichendorff (Zorn Gedichte)
Zorn


Seh ich im verfallnen, dunkeln
Haus die alten Waffen hangen,
Zornig aus dem Roste funkeln,
Wenn der Morgen aufgegangen,

Und den letzten Klang verflogen,
Wo im wilden Zug der Wetter,
Aufs gekreuzte Schwert gebogen,
Einst gehaust des Landes Retter;

Und ein neu Geschlecht von Zwergen
Schwindelnd um die Felsen klettern,
Frech, wenns sonnig auf den Bergen,
Feige krümmend sich in Wettern,

Ihres Heilands Blut und Tränen
Spottend noch einmal verkaufen,
Ohne Klage, Wunsch und Sehnen
In der Zeiten Strom ersaufen;

Denk ich dann, wie du gestanden
Treu, da niemand treu geblieben:
Möcht ich, über unsre Schande
Tiefentbrannt in zorngem Lieben,

Wurzeln in der Felsen Marke,
Und empor zu Himmels Lichten
Stumm anstrebend, wie die starke
Riesentanne, mich aufrichten.

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Wilhelm Busch     (Ärger Gedichte)
Ärgerlich


Aus der Mühle schaut der Müller,
Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
Und die Mühle stehet still.

So geht's immer, wie ich finde,
Rief der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlts am Winde,
Hat man Wind, so fehlt das Korn.

Johann Ludwig Wilhelm Müller     (Zorn Gedichte)
Eifersucht und Stolz


Wohin so schnell, so kraus und wild, mein lieber Bach?
Eilst du voll Zorn dem frechen Bruder Jäger nach?
Kehr um, kehr um, und schilt erst deine Müllerin
Für ihren leichten, losen, kleinen Flattersinn.
Sahst du sie gestern Abend nicht am Tore stehn,
Mit langem Halse nach der großen Straße sehn?
Wenn vom den Fang der Jäger lustig zieht nach Haus,
Da steckt kein sittsam Kind den Kopf zum Fenster 'naus.
Geh, Bächlein, hin und sag ihr das; doch sag ihr nicht,
Hörst du, kein Wort von meinem traurigen Gesicht.
Sag ihr: Er schnitzt bei mir sich eine Pfeif' aus Rohr
Und bläst den Kindern schöne Tänz' und Lieder vor.

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Adelbert von Chamisso  (Zorn Gedichte)
Mich ärgern höchlich.


Mich ärgern höchlich alle die Versuche,
Die Welt von Ost in West zurückzudrehen;
Ich möcht' hinwiederum es gerne sehen,
Dass man ihr, West in Ost, zu helfen suche.

Du Narr! du Narr! Wie es im großen Buche
Geschrieben stehet, wird es doch geschehen;
Die Welt wird ihren richt'gen Gang schon gehen,
Dein Zorn gereicht dir einzig nur zum Fluche.

Ich weiß wohl, dass es nichts zu Sache tut,
Und, wenn es gleich mir so im Sinne steht,
Wohlan, sei still, mein Herz, schon gut, schon gut!
Nur, hör' ich sie, wie sie im Übermut
Einander rühmen: "Ei! Wie gut es geht!"
Zum Henker! Macht es mir doch böses Blut.

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Joseph von Eichendorff    (Frühlingsgedichte)
Abend


Gestürzt sind die goldnen Brücken
Und unten und oben so still!
Es will mir nichts mehr glücken,
Ich weiß nicht mehr, was ich will.

Von üppig blühenden Schmerzen
Rauscht eine Wildnis im Grund,
Da spielt wie in wahnsinnigen Scherzen
Das Herz an dem schwindligen Schlund.

Die Felsen möchte ich packen
Vor Zorn und Wehe und Lust,
Und unter den brechenden Zacken
Begraben die wilde Brust.

Da kommt der Frühling gegangen,
Wie ein Spielmann aus alter Zeit,
Und singt von uraltem Verlangen
So treu durch die Einsamkeit.

Und über mir Lerchenlieder
Und unter mir Blumen bunt,
So werf ich im Grase mich nieder
Und weine aus Herzensgrund.

Da fühl ich ein tiefes Entzücken,
Nun weiß ich wohl, was ich will,
Es bauen sich andere Brücken,
Das Herz wird auf einmal still.

Der Abend streut rosige Flocken,
Verhüllet die Erde nun ganz,
Und durch des Schlummernden Locken
Ziehn Sterne den heiligen Kranz.

Annette von Droste-Hülshoff   (Gedichte über das Leben)
Die Gaben


Nie fand, so oft auch scherzend ward gefragt,
Ich einen Mann, vom Grafen bis zum Schneider,
Der so bescheiden oder so betagt,
So hülflos - keinen so Gescheiten leider,

Der nicht gemeint, des Herrschertumes Bürde
Sei seinen Schultern grad das rechte Maß.
War einer zweifelnd je an seiner Würde,
So schätzt' er seine Kräfte desto bass:

Der hoffte auf der Rede Zauberbann,
Schlau aus dem Winkel wollte jener zielen,
Kurz, dass er wisse, wie, und auch den Mann,
Ließ jeder deutlich durch die Blume spielen.

Ihr Toren! glaubt ihr denn, dass Gott im Zorne
Die Großen schuf, ungleich der Menschenschar,
Pecus inane , das sein Haupt zum Borne
Hinstreckt wie weiland Nebukadnezar?

Dass, weil zuweilen unter Zotten schlägt
Ein Herz, wo große Elemente schlafen,
Deshalb, wer eine feine Wolle trägt
Unfehlbar zahlt zu den Merinoschafen?

Dass langes Schauen zweifellos erblinde,
Und wer den Fäden rastlos nachgespürt,
Dass dieser, gleich dem überreizten Kinde,
So dümmer wird je länger er studiert?

Wer zweifelt, dass ein Herz, wie's Throne schmückt,
Gar oft am Acker frönt und Forstgehege,
Dass manche Scheitel sich zur Furche bückt,
Hochwert, dass eine Krone drauf man lege?

Doch ihr, des Lebens abgehetzten Alten,
Ihr innerlichen Greise, seid es nicht;
Bewahr' der Himmel uns vor eurem Walten,
Vor dem im Sumpfe angebrannten Licht!

Ihr würdet mahnen an des Fröhners Sohn,
Der, woll' ihm Gott ein Königreich verschreiben,
Für's Leben wüsste keinen bessern Lohn,
Als seine Schweine dann zu Ross zu treiben.

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Clemens Brentano (Zorn und Liebe Gedichte)
Zorn und Liebe


O Zorn! du Abgrund des Verderben,
Du unbarmherziger Tyrann,
Du frisst und tötest ohne Sterben
Und brennest stets von Neuem an;
Wer da gerät in deine Haft
Gewinnt der Hölle Eigenschaft.

Wo ist, o Liebe, deine Tiefe,
Der Abgrund deiner Wunderkraft?
Oh, wer an deiner Quell entschliefe,
Der hätte Gottes Eigenschaft;
O wer, o Lieb, in deinem Meer
Gleich einem Tropfen sich verlör!

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Johann Ludwig Wilhelm Müller    (Eifersucht Stolz Gedichte)
Eifersucht und Stolz


Wohin so schnell, so kraus und wild, mein lieber Bach?
Eilst du voll Zorn dem frechen Bruder Jäger nach?
Kehr um, kehr um, und schilt erst deine Müllerin
Für ihren leichten, losen, kleinen Flattersinn.
Sahst du sie gestern Abend nicht am Tore stehn,
Mit langem Halse nach der großen Straße sehn?
Wenn vom den Fang der Jäger lustig zieht nach Haus,
Da steckt kein sittsam Kind den Kopf zum Fenster 'naus.
Geh, Bächlein, hin und sag ihr das; doch sag ihr nicht,
Hörst du, kein Wort von meinem traurigen Gesicht.
Sag ihr: Er schnitzt bei mir sich eine Pfeif' aus Rohr
Und bläst den Kindern schöne Tänz' und Lieder vor.

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