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Johann Ludwig Wilhelm Müller Gedichte

Johann Ludwig Wilhelm Müller: * 7. Oktober 1794 in Dessau; † 1. Oktober 1827

Johann Ludwig Wilhelm Müller (Aprilgedichte)
April


Leichtsinnig, launig, neckisch, ausgelassen,
Wandl' ich in jeder Stunde Leib und Sinn:
Kaum weiß ich selbst, wie ich beschaffen bin,
Wie sollen mich die fremden Leute fassen?

Hier werf' ich einen Schneeball durch die Gassen,
Dort schweb' ich blau in jungen Düften hin,
Bald streich' ich sanft der Schönen weiches Kinn,
Bald sagen sie, ich wäre grob im Spaßen.

Gern wollt' ich dir noch Vieles von mir sagen,
Doch drückt mich des Sonettes enges Band,
Das mir die Muse um den Mund geschlagen.

Sie sprach: Ich kenne dich als ungezogen,
Und jener Herr hat in dem welschen Land
Der besten Sitt' als Kavalier gepflogen.

Johann Ludwig Wilhelm Müller
Am Feierabend


Hätt ich tausend
Arme zu rühren!
Könnt ich brausend
Die Räder führen!
Könnt ich wehen
Durch alle Haine!
Könnt ich drehen
Alle Steine!
Dass die schöne Müllerin
Merkte meinen treuen Sinn!

Ach, wie ist mein Arm so schwach!
Was ich hebe, was ich trage,
Was ich schneide, was ich schlage,
Jeder Knappe tut mir's nach.
Und da sitz ich in der großen Runde,
In der stillen kühlen Feierstunde,
Und der Meister spricht zu allen:
Euer Werk hat mir gefallen;
Und das liebe Mädchen sagt
Allen eine gute Nacht.

Johann Ludwig Wilhelm Müller
Des Baches Wiegenlied

Gute Ruh, gute Ruh!
Tu die Augen zu!
Wandrer, du müder, du bist zu Haus.
Die Treu' ist hier,
Sollst liegen bei mir,
Bis das Meer will trinken die Bächlein aus.

Will betten dich kühl
Auf weichem Pfühl
In dem blauen kristallenen Kämmerlein.
Heran, heran,
Was wiegen kann,
Woget und wieget den Knaben mir ein!

Wenn ein Jagdhorn schallt
Aus dem grünen Wald,
Will ich sausen und brausen wohl um dich her.
Blickt nicht herein,
Blaue Blümelein!
Ihr macht meinem Schläfer die Träume so schwer.

Hinweg, hinweg
Von dem Mühlensteg,
Böses Mägdelein, dass ihn dein Schatten nicht weckt!
Wirf mir herein
Dein Tüchlein fein,
Dass ich die Augen ihm halte bedeckt!

Gute Nacht, gute Nacht!
Bis alles wacht,
Schlaf aus deine Freude, schlaf aus dein Leid!
Der Vollmond steigt,
Der Nebel weicht,
Und der Himmel da oben, wie ist er so weit!

Johann Ludwig Wilhelm Müller (Eifersucht Stolz Gedichte)
Eifersucht und Stolz


Wohin so schnell, so kraus und wild, mein lieber Bach?
Eilst du voll Zorn dem frechen Bruder Jäger nach?
Kehr um, kehr um, und schilt erst deine Müllerin
Für ihren leichten, losen, kleinen Flattersinn.
Sahst du sie gestern Abend nicht am Tore stehn,
Mit langem Halse nach der großen Straße sehn?
Wenn vom den Fang der Jäger lustig zieht nach Haus,
Da steckt kein sittsam Kind den Kopf zum Fenster 'naus.
Geh, Bächlein, hin und sag ihr das; doch sag ihr nicht,
Hörst du, kein Wort von meinem traurigen Gesicht.
Sag ihr: Er schnitzt bei mir sich eine Pfeif' aus Rohr
Und bläst den Kindern schöne Tänz' und Lieder vor.

Johann Ludwig Wilhelm Müller (Einsamkeit Gedichte)
Einsamkeit


Wie eine trübe Wolke
Durch heit're Lüfte geht,
Wenn in der Tanne Wipfel
Ein mattes Lüftchen weht:

So zieh ich meine Straße
Dahin mit trägem Fuß,
Durch helles, frohes Leben,
Einsam und ohne Gruß.

Ach, dass die Luft so ruhig!
Ach, dass die Welt so licht!
Als noch die Stürme tobten,
War ich so elend nicht.

Johann Ludwig Wilhelm Müller (Gedichte über Jagd)
Jägers Lust


Es lebe, was auf Erden
Stolziert in grüner Tracht,
Die Wälder und die Felder,
Die Jäger und die Jagd!

Wie lustig ist’s im Grünen,
Wenn’s helle Jagdhorn schallt,
Wenn Hirsch’ und Rehe springen,
Wenn’s blitzt und dampft und knallt!

Ich hab mir schwarz gesenget
Das rechte Augenlid:
Was tut’s, da mich mein Dirnel
So schwarz auch gerne sieht?

Mein Stutz und meine Dirne,
Sind die mir immer treu,
Was tu ich weiter fragen
Nach Welt und Klerisei?

Im Walde bin ich König,
Der Wald ist Gottes Haus;
Da weht sein starker Odem
Lebendig ein und aus.

Ein Wildschütz will ich bleiben,
So lang die Tannen grün,
Mein Mädchen will ich küssen,
So lang die Lippen glühn.

Komm, Kind, mit mir zu wohnen
Im freien Waldrevier!
Von immergrünen Zweigen
Bau ich ein Hüttchen dir.

Dann steig ich nimmer wieder
Ins graue Dorf hinab,
Im Walde will ich leben,
Im Wald grabt mir ein Grab!

Dass nicht des Pfarrers Kühe
Darauf zur Weide gehn:
Das Wild soll drüber springen.
Kein Kreuz im Wege stehn.

Johann Ludwig Wilhelm Müller (Frühlingsgedichte)
Das Frühlingsmahl


Wer hat die weißen Tücher
Gebreitet über das Land?
Die weißen duftenden Tücher
Mir ihrem grünen Rand?

Und hat darüber gezogen
Das hohe blaue Zelt?
Darunter den bunten Teppich
Gelagert über das Feld?

Er ist es selbst gewesen,
Der gut reiche Wirt
Des Himmels und der Erden,
Der nimmer ärmer wird.

Er hat gedeckt die Tische
In seinem weiten Saal,
Und ruft was lebt und webet,
Zum großen Frühlingsmahl.

Wie strömt's aus allen Blüten
Herab von Strauch und Baum!
Und jede Blüt' ein Becher
Voll süßer Düfte Schaum.

Hört ihr des Wirtes Stimme?
"Heran, was kriecht und fliegt,
Was geht und steht auf Erden,
Was unter den Wogen sich wiegt!

Und du mein Himmelspilger,
Hier trinke trunken dich,
Und sinke selig nieder
Auf' Knie und denk an mich!"

Johann Ludwig Wilhelm Müller (Maigedichte)
Der Mai ist auf dem Wege


Der Mai ist auf dem Wege,
Der Mai ist vor der Tür;
Im Garten, auf der Wiese,
Ihr Blümlein, kommt herfür!

Da hab' ich den Stab genommen,
Da hab' ich das Bündel geschnürt,
Zieh' weiter und immer weiter,
Wohin die Straße mich führt.

Und über mir ziehen die Vögel,
Sie ziehen in lustigen Reih'n;
Sie zwitschern und trillern und flöten -,
Als ging's in den Himmel hinein.

Der Wandrer geht alleine,
Geht schweigend seinen Gang;
Das Bündel will ihn drücken;
Der Weg wird ihm zu lang.

Ja, wenn wir all' zusammen
So zögen ins Land hinein!
Und wenn auch das nicht wäre,
Könnt' eine nur mit mir sein!

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