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Ludwig Heinrich Hölty Gedichte

* 21. Dezember 1748 in Mariensee; † 1. September 1776

Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Frühlingslied


Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter;
der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.
Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte.

Ludwig Heinrich Christoph Hölty  (Frühlingsgedichte)
Aufmunterung zur Freude


Wer wollte sich mit Grillen plagen,
Solang uns Lenz und Jugend blühn;
Wer wollt in seinen Blütentagen
Die Stirn in düstre Falten ziehn?

Die Freude winkt auf allen Wegen,
Die durch dies Pilgerleben gehn;
Sie bringt uns selbst den Kranz entgegen,
Wann wir am Scheidewege stehn!

Noch rinnt und rauscht die Wiesenquelle,
Noch ist die Laube kühl und grün,
Noch scheint der liebe Mond so helle,
Wie er durch Adams Bäume schien!

Noch macht der Saft der Purpurtraube
Des Menschen krankes Herz gesund,
Noch schmeckt in der Abendlaube
Der Kuß auf einen roten Mund!

Noch tönt der Busch voll Nachtigallen
Dem Jüngling hohe Wonne zu,
Noch strömt, wenn ihre Lieder schallen,
Selbst in zerrißne Seelen Ruh!

O wunderschön ist Gottes Erde
Und wert, darauf vergnügt zu sein!
Drum will ich, bis ich Asche werde,
Mich dieser schönen Erde freun!

Ludwig Heinrich Christoph Hölty (Gedichte über das Leben)
Der alte Landmann


Üb' immer Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finge breit
Von Gottes Wegen ab!

Dann wirst du wie auf grünen Au'n
Durch's Pilgerleben gehn,
Dann kannst du ohne Furcht und Grau'n
Dem Tod in's Antlitz sehn.

Dann wird die Sichel und der Pflug
In deiner Hand so leicht;
Dann singest du bei'm Wasserkrug,
Als wär' dir Wein gereicht.

Dem Bösewicht wird alles schwer,
Er tue, was er tu';
Das Laster treibt ihn hin und her
Und lässt ihm keine Ruh',

Der schöne Frühling lacht ihm nicht,
Ihm lacht kein Ehrenfeld;
Er ist auf Lug und Trug erpicht
Und wünscht sich nichts als Geld.

Der Wind im Hain, das Laub im Baum
Saust ihm Entsetzen zu;
Er findet nach des Lebens Raum
Im Grabe keine Ruh'. -

Sohn, übe Treu' und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab!

Dann suchen Enkel deine Gruft
Und weinen Tränen drauf,
Und Sonnenblumen, voll von Duft,
Blühn aus den Tränen auf.

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