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Marie von Ebner-Eschenbach Gedichte

Marie von Ebner-Eschenbach: * 13. September 1830; † 12. März 1916

Marie von Ebner-Eschenbach (Kurze Gedichte)
Ein kleines Lied

Ein kleines Lied! Wie geht's nur an,
Dass man so lieb es haben kann,
Was liegt darin? Erzähle!

Es liegt darin ein wenig Klang,
Ein wenig Wohllaut und Gesang
Und eine ganze Seele.

Marie von Ebner-Eschenbach (Gedichte über das Leben)
Lebenszweck


Hilflos in die Welt gebannt,
Selbst ein Rätsel mir,
In dem schalen Unbestand,
Ach, was soll ich hier?

- Leiden, armes Menschenkind,
Jede Erdennot,
Ringen, armes Menschenkind,
Ringen um den Tod.

Marie von Ebner-Eschenbach (Gedichte über den Tod)
Grabschrift


Im Schatten dieser Weide ruht
Ein armer Mensch, nicht schlimm noch gut.
Er hat gefühlt mehr als gedacht,
Hat mehr geweint als er gelacht;
Er hat geliebt und viel gelitten,
Hat schwer gekämpft und - nichts erstritten.
Nun liegt er endlich sanft gestreckt,
Wünscht nicht zu werden auferweckt.
Wollt Gott an ihm das Wunder tun,
Er bäte: Herr, o lass mich ruhn!

Marie von Ebner-Eschenbach (Gedichte über das Leben)
Das Schiff


Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogen
wie Sturmwind geflogen;
voll Jubel ertönt's vom Mast und vom Kiele:
"Wir nahen dem Ziele!"
Der Fährmann am Steuer spricht traurig und leise:
"Wir segeln im Kreise."

Marie von Ebner-Eschenbach (Gedichte über das Leben)
Gänsezug


Die erste Gans im Gänsezug,
Sie schnattert: "Seht, ich führe!"
Die letzte Gans im Gänsezug,
Sie schnattert: "Seht, ich leite!"

Und jede Gans im Gänsezug,
Sie denkt: " - Dass ich mich breite
So selbstbewusst, das kommt daher,
Weil ich, ein unumschränkter Herr,
Den Weg mir wähl nach eignem Sinn,
All meiner Schritte Schreiter bin
Und meine Freiheit spüre!"

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