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Trost Gedichte

Johann Wolfgang von Goethe (Trost Gedichte über Trösten)
Trost in Tränen

Wie kommts, dass du so traurig bist,
Da alles froh erscheint?
Man sieht dirs an den Augen an,
Gewiss, du hast geweint.

"Und hab ich einsam auch geweint,
So ists mein eigner Schmerz,
Und Tränen fließen gar so süß,
Erleichtern mir das Herz."

Die frohen Freunde laden dich,
O komm an unsre Brust!
Und was du auch verloren hast,
Vertraue den Verlust.

"Ihr lärmt und rauscht und ahnet nicht,
Was mich, den Armen quält.
Ach nein, verloren hab ichs nicht,
So sehr es mir auch fehlt."

So raffe denn dich eilig auf,
Du bist ein junges Blut.
In deinen Jahren hat man Kraft
Und zum Erwerben Mut.

"Ach nein, erwerben kann ichs nicht,
Es steht mir gar zu fern.
Es weilt so hoch, es blinkt so schön,
Wie droben jener Stern."

Die Sterne, die begehrt man nicht,
Man freut sich ihrer Pracht,
Und mit Entzücken blickt man auf
In jeder heitern Nacht.

"Und mit Entzücken blick ich auf,
So manchen lieben Tag;
Verweinen lasst die Nächte mich,
Solang ich weinen mag."

Hoffmann von Fallersleben (Trost Gedichte über Trösten)
Mein Stern


Ich fragt einen Stern am Himmel:
Willst du mein Glückstern sein?
So oft ich ihn sah und fragte,
Gab er gar lieblichen Schein.

Ich sah ihn jeden Abend,
Er lächelte stets mir zu
Und sandte Trost hernieder
Und Frieden mir und Ruh.

Er war mein treuer Begleiter
Durch manche düstre Nacht,
Hat meine Pfade beleuchtet,
Mich immer ans Ziel gebracht.

Jetzt ist mein Stern verschwunden
Mit seinem lieblichen Licht.
Mir glänzen unzählige Sterne,
Er aber glänzt mir nicht.

Von all den unzähligen Sternen
Warst du, mein Liebchen, mein Stern,
Einst meinem Herzen so nahe,
Und jetzt so fern, so fern!

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Charlotte von Ahlefeld (Trost Gedichte über Trösten)
Dora's Abendlied


Still tritt der Mond in weiter Himmelsferne
Aus des Gewölkes nächtlich grauem Flor,
In goldner Reinheit schimmernd jetzt hervor,
Umgeben von dem hellen Chor der Sterne;
Ihn, den ich mir zum Freunde auserkor,
Ihn, dem ich klagte, was ich längst verlor,
Begrüßt mein Blick in stiller Nacht so gerne.

Er leuchtet freundlich mir statt aller Kerzen,
Strahlt leisen Trost in die beklommne Brust,
Und schenkt in Tränen mir der Wehmut Lust.
Wer nimmt des Kummers Last von meinem Herzen,
Wer hat um ihren Umfang je gewusst! -
Ach tief verschlossen in der wunden Brust
Ist all' mein Weh – sind alle meine Schmerzen.

Du, den ich längst nicht mehr zu nennen wage,
Und dessen Bild mich dennoch stets umschwebt!
Du, der im Innern meines Herzens lebt,
Wo ich nur Dich, und Schmerz und Sehnsucht trage,
O wenn Dein Blick hinauf zum Himmel strebt
Und holde Träume Dir der Mondschein webt,
So denk' auch Du an unsres Glückes Tage.

Sie sind dahin – in weite Ferne bannte,
Von Dir getrennt, mich grausam mein Geschick.
Erloschen ist in Tränen nun der Blick,
In dem sonst Muth und Hoffnung lodernd brannte.
Der ersten Liebe namenloses Glück
Rief meines Schicksals Stimme ernst zurück,
Eh' ich des Lebens vollen Werth erkannte.

Seitdem verhüllt mit ihrem schwarzen Schleier
Die Schwermut mir die weite offne Welt;
Des Himmels hehres, sternbesätes Zelt,
Des Mondes Glanz, der oft in stiller Feier
Der Nächte ödes Dunkel mir erhellt,
Und ahnungsvoll die bange Brust mir schwellt,
Eröffnet nur mein Herz der Wehmut freier.

Ist mir auf ewig jenes Glück verschwunden?
Ist schmerzliches Entbehren nur mein Loos?
Und wird allein des Grabes finstrer Schoß
Mich schützen vor des Leidens bangen Stunden,
So reiße schnell mich von dem Leben los,
Willkommner Tod, denn in der Erde Schoß
Verbluten sanft des Herzens tiefe Wunden.

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